Erschienen in:
01.12.2006 | Originalien
Distale Ulnafraktur als Begleitverletzung des körperfernen Speichenbruchs
Minimal-invasive Versorgung mittels elastisch-stabiler intramedullärer Nagelung (ESIN)
verfasst von:
PD Dr. M. Walz, B. Kolbow, G. Möllenhoff
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 12/2006
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Zusammenfassung
Die distale Radiusfraktur, eine der häufigsten Frakturen, ist teilweise mit einer Fraktur der distalen Ulna vergesellschaftet. In den letzten Jahren haben sich die operative Versorgung körperferner Speichenbrüche mittels winkelstabiler Plattenosteosynthese und die frühfunktionelle Nachbehandlung zunehmend durchgesetzt. Die begleitende Verletzung der distalen Ulna hat in der Literatur bislang wenig Beachtung gefunden. Zur Versorgung sind verschiedene Verfahren wie Kirschner-Draht-Osteosynthesen, Zuggurtungsosteosynthesen sowie Schrauben- und Plattenosteosynthesen beschrieben worden. Nach positiven Erfahrungen mit der elastisch-stabilen intramedullären Nagelung (ESIN, Prévot-Nagelung) zur Versorgung kindlicher Frakturen wurde dieses Verfahren in Modifikationen auch bei Frakturen des Erwachsenen (Unterarm, Schlüsselbein) angewandt. Zur Stabilisierung distaler Ulnafrakturen als Begleitverletzung distaler Radiusfrakturen ist diese Technik bislang nicht beschrieben worden.
Innerhalb einer prospektiven Longitudinalstudie (EBM-Level II) an 26 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 73,6 (42–88) Jahren konnte in allen Fällen nach geschlossener Reposition und anterograder ESIN die Konsolidierung in anatomiegerechter Stellung unter immobilisationsfreier Nachbehandlung innerhalb von 6–12 Wochen erreicht werden. Radioulnare Längendifferenzen über 2 mm oder funktionell relevante Achsenabweichungen der Elle wurden nicht beobachtet. Abgesehen von 3 Nagelperforationen am distalen Ellenende ohne klinisches Korrelat traten keine Komplikationen auf. Die ESIN bietet eine minimal-invasive Versorgungsmöglichkeit distaler Ulnafrakturen, die eine funktionelle Nachbehandlung ermöglicht und zumindest als eine Alternative zu bislang beschriebenen Techniken mit offener Reposition und interner Osteosynthese anzusehen ist.