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20.02.2020 | DKK 2020 | Kongressbericht | Nachrichten

Vom Kompetenzzentrum bis zum niedergelassenen Onkologen

Spitzenforschung gelingt nur mit spitzenmäßiger Zusammenarbeit

verfasst von: Anno Fricke

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Vor zwölf Jahren wurde die Struktur der onkologischen Zentren geschaffen. Die Fachgesellschaften und die Deutsche Krebshilfe hoffen nun auf den nächsten großen Schritt. Aus dem Flickenteppich der Zentrenlandschaft, der insgesamt 1600 Krankenhäuser und der 800 niedergelassenen Onkologen soll eine nationale Einheit von Forschung und Versorgung erwachsen.

Das Ziel, über Vernetzung Wissen zu generieren und so die Versorgung iterativ zu verbessern, scheint noch nicht ausreichend Strahlkraft zu entwickeln. Nicht nur die Politik bremse, auch die onkologische Community habe mit dem Ausbau von Zusammenarbeit ein Problem, analysierte Prof. Dr. Michael Baumann, Direktor des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, die Situation.

„Viele haben zum Beispiel noch nicht verstanden, dass wir Daten teilen müssen“, sagte Baumann am Donnerstag beim Deutschen Krebskongress in Berlin. Derzeit finde Spitzenforschung in Deutschland nicht statt. Wenn Deutschland eine Chance haben wolle, mit den Mega-Krebsforschungszentren zum Beispiel in China und den USA mitzuhalten, müsse sich bei der Vernetzung der onkologischen Spitzenzentren (CCC) und ihrer Strukturen etwas tun, forderte Baumann einen Kulturwandel. Mit einer zersplitterten Forschungslandschaft wie in Deutschland brauche man sich auch nicht um die Teilnahme an den in Europa entstehenden Netzwerken zu bewerben.

Limitationen gebe es zum Beispiel beim „Bio-Banking“ und beim Aufbau von "real world data", sagte Prof. Dr. Christian Brandts vom CCC der Universität Frankfurt am Main. Die Onkologen müssten auf die Politik einwirken, sinnvolle Netzwerkarbeit zu ermöglichen, ohne Ängste auszulösen, hier könne eine „Datenkrake“ am Werk sein. Um eine kritische Masse an Patienten für klinische Studien zu gewinnen, seien die einzelnen CCC jeweils zu klein. Eine Vernetzung potenziere die Zahl der möglichen Studienteilnehmer.

Unter dem Dach der Nationalen Dekade gegen Krebs wird die Politik derzeit an dieser Stelle aktiv. Die beiden Standorte für Nationale Zentren für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg und Dresden sollen Zuwachs bekommen. Vier weitere Standorte sollen bis zum Sommer ausgewählt werden. NCT seien keine Super-Comprehensive Cancer Centers (CCC), betonte Baumann. Sie seien CCC „mit einer  hochkompetitiven klinisch-translationalern Forschungsplattform zwischen Hochschulmedizin und Deutschem Krebsforschungszentrum“. Insgesamt bestehe die zu vernetzende CCC-Landschaft aus den 13 onkologischen Spitzenzentren, von denen künftig sechs als NCT fungieren sollen, und dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK).

Schon heute befruchteten diese Strukturen die Forschungstätigkeit. Ein positives Beispiel sei das Nationale Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs, sagte Prof. Dr. Jürgen Wolf von der Universitätsklinik Köln.

Die NCT sollen mithin den Kern einer nationalen klinisch-translationalen Forschung bilden. Hier soll das nationale Forschungspotenzial kristallisieren, zu dem möglichst alle an einem Krebs erkrankten Menschen Zugang haben sollten. Gleichzeitig soll über das NCT-Netzwerk die Zusammenarbeit mit der Industrie organisiert werden.

Auf der Graswurzelebene entstehen unterdessen bereits Kooperationseffekte. Die Onkologischen Spitzenzentren wirkten in ihre Regionen hinein, sagte Prof. D.r Ralf C. Bargou vom Universitätsklinikum Würzburg. So arbeiteten Experten des CCC direkt in Krankenhäusern und Medizinischen Versorgungszenten in der Region mit. CCC-Vertreter nähmen zudem an den Tumorboards anderer medizinischer Einrichtungen teil. Gemeinsam organisiere man auch die Qualitätssicherung, so Bargou.

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