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Dysbiose

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
Dysbiose
Synonym(e)
Dysbakterie; Dysmikrobie
Englischer Begriff
dysbiosis; gut microbiome
Definition
Dysbiose ist eine qualitative und/oder quantitative mikrobielle Fehlbesiedlung des Darms (Darmflora), die zu intestinalen Erkrankungen (Dysbiom) und/oder zur Schwächung der Immunabwehr führt.
Beschreibung
Das Darmlumen ist mit einem umfangreichen bakteriellen Spektrum ausgestattet, das bis zu 2000 verschiedene Arten umfasst. Auch die Zahl intestinaler Bakterien übersteigt bei Weitem die der gesamten Körperzellen. Neben der wichtigen Bedeutung der normalen Darmflora (Eubiom) für den Verdauungsvorgang, den intraluminalen Metabolismus von Zuckern, Proteinen, Gallensäuren und Xenobiotika trägt sie entscheidend zur Reifung und Funktion des Immunsystems des Darms bei. Eine mikrobielle Fehlbesiedelung des Intestinums kann sich quantitativ und qualitativ äußern. Eine quantitative Dysbiose liegt vor, wenn lediglich das Spektrum der Darmflora verschoben ist, aber die üblichen Keimarten vorhanden sind, eine qualitative Dysbiose betrifft das Fehlen normaler Darmkeime und/oder die Anwesenheit pathologischer Mikroben, wie Strepto-, Staphylokokken, Amöben, Pilze, Parasiten etc. im Sinne einer Darminfektion. Diese Veränderungen können im Rahmen intestinaler Erkrankungen, wie entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn u. a.), Divertikulose, Gärungsdyspepsie und kolorektale Karzinome, sowie bei langzeitigem Einsatz darmwirksamer Breitbandantibiotika entstehen.
Die Diagnose einer Dysbiose kann auf zwei Untersuchungsebenen erfolgen: 1. Die mikrobielle Untersuchung von Stuhlproben nach Anlegen von Bakterienkulturen, um gleichzeitig über den therapeutischen Einsatz von Probiotika (Gabe bakterienenthaltender Präparate), Präbiotika (Wachstumsstimuli existenter Keime) oder Synbiotika (eine Kombination beider) zu entscheiden. 2. Die molekulargenetische Untersuchung des gesamten fäkalen Mikrobioms mit Hochdurchsatzsequenzierung der gesamten DNA in der Stuhlprobe mit der Methode der quantitativen Metagenomik. Die Auswertung basiert auf dem Vergleich mit allen bekannten Genen (9,9 Mio.) des intestinaler Mikrobioms. Algorithmen führen dann zur Diagnose und Therapie der Erkrankung. Therapeutisch kann in definierten Fällen eine Stuhltransplantation indiziert sein.
Literatur
Ehrlich CR (2016) The human gut microbiome impacts health and disease. C R Biol 339(7–8):319–323CrossRefPubMed