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Humane Papilloma-Viren (HPV)

Verfasst von: W. Stöcker und J. Fraune
Humane Papilloma-Viren (HPV)
Englischer Begriff
Human papillomaviruses
Beschreibung des Erregers
Familie: Papillomaviridae. Unbehüllte, doppelsträngige DNA-Viren mit einem ikosaedrischen Kapsid. Über 200 Subtypen sind derzeit bekannt, sie befallen ausschließlich Epithelzellen. Etwa 30 Subtypen stehen im Zusammenhang mit Infektionen der Haut und Schleimhäute speziell im anogenitalen Bereich. Entsprechend ihres Potenzials, bei Infektion des Menschen die Bildung maligner Tumoren zu verursachen, werden diese HPV in Niedrigrisiko- und Hochrisiko-Subtypen eingeteilt.
Erkrankungen
Hochrisiko-Subtypen können die Entstehung von Karzinomen vor allem im Anogenitalbereich, aber auch im Rachen auslösen. In über 99 % aller Zervixkarzinome (Gebärmutterhalskrebs) kann mindestens ein Hochrisiko-HPV nachgewiesen werden. Niedrigrisiko-HPV sind Auslöser für gutartige Tumoren und Warzen. Sie gelten allein nicht als krebserregend, können aber im Rahmen einer Mischinfektion mit Hochrisiko-Typen einen zusätzlichen Risikofaktor für eine maligne Entartung der Zellen darstellen.
Analytik
Direktnachweis: Nachweis viraler DNA mithilfe von überwiegend PCR (Polymerase-Kettenreaktion)-basierten HPV-Tests, z. B. Mikroarrays. Durch die Bestimmung Subtypen-spezifischer DNA-Abschnitte ist neben dem Nachweis auch eine Typisierung des HPV möglich. Die verfügbaren molekularen Tests unterscheiden sich neben der generellen analytischen Qualität darin, welche HPV-Subtypen (Hochrisiko-HPV- und/oder Niedrigrisiko-HPV-Typen) und welche HPV-Gene nachgewiesen werden. Testsysteme auf Basis der konservierten HPV-Gene L1 oder E1 sind anfällig für falsch negative Ergebnisse, weil es bei der Integration der Virus-DNA in das Wirtsgenom zum Verlust dieser viralen Gene kommen kann. Nachweissysteme für die Onkogene E6 oder E7 erfassen verlässlich alle HPV-positiven Patienten, da die virale E6/E7-Region auch bei einer Integration ins Wirtsgenom erhalten bleibt. Darüber hinaus gibt es quantitative Testsysteme, mit deren Hilfe die Menge an synthetisierten E6/E7-Transkripten (mRNA) oder -Proteinen bestimmt werden kann.
Probenmaterial
Zervixabstrich. Aus der Probe wird die DNA für den Einsatz im Mikroarray präpariert. Isolierte DNA-Proben sind bei einer Temperatur von +4 °C üblicherweise mehrere Tage haltbar, für eine längere Haltbarkeit wird eine Lagerung bei −20 °C empfohlen.
Diagnostische Wertigkeit
Mit dem klassischen Pap-Test (benannt nach dem Erfinder und Arzt George Papanicolaou) werden Zervixzellen in einem Abstrich vom Muttermund und oberem Gebärmutterhals mikroskopisch auf maligne Veränderungen untersucht. Die Methode gilt jedoch als wenig sensitiv (Sensitivität 50 % bei 98 % Spezifität), die Auswertung als subjektiv. Der direkte Nachweis einer HPV-Infektion ist mithilfe molekulargenetischer Tests möglich. PCR-basierte HPV-Tests identifizieren Infektionen frühzeitig, objektiv und mit einer hohen Sensitivität und ermöglichen außerdem eine exakte Typisierung des HPV. Das differenzierte Testergebnis erlaubt, das Risiko einer Patientin für Gebärmutterhalskrebs individuell zu beurteilen. Die Vorsorge bzw. weitere Untersuchungsschritte können entsprechend angepasst werden, noch bevor sich erkennbare Zellveränderungen und Krebsvorstufen ausbilden. Ein erhöhtes Krebsrisiko besteht bei persistierenden Infektionen mit einem oder mehreren Hochrisiko-HPV-Typen. Von der WHO wurden bislang 13 HPV-Typen als karzinogen eingestuft (HPV 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 66), 5 weitere Subtypen (HPV 26, 53, 68, 73, 82) wurden ebenfalls in Zervixkarzinomen nachgewiesen. In 70 % der Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs liegen Infektionen mit HPV 16 und/oder 18 vor. Infektionen mit ausschließlich Niedrigrisiko-HPV, am häufigsten HPV 6 und 11, führen zu keinem erhöhten Gebärmutterhalskrebsrisiko.
Pap- und HPV-Tests sind wichtige Hilfsmittel zur Vorsorge und Früherkennung, dienen aber nicht der Krebsdiagnose. Erst eine Kolposkopie und Biopsie zeigen, ob sich Veränderungen innerhalb des Gewebes der Zervix und gegebenenfalls des Zervikalkanals ausgebreitet haben.
Literatur
Cavalar M, Beyer C (2016) Humane Papillomaviren. Karzinogenese, Nachweismethoden, Impftstrategien. Gynakologe 49:311–318CrossRef
Morris BJ (2005) Cervical human papillomavirus screening by PCR: advantages of targeting the E6/E7 region. Clin Chem Lab Med 43(11):1171–1177CrossRefPubMed
World Health Organization (2016) Fact sheet: human papillomavirus (HPV) and cervical cancer. http://​www.​who.​int/​mediacentre/​factsheets/​fs380/​en/​. Zugegriffen am 07.02.2017