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Komplette Antikörper

Verfasst von: K. Kleesiek, C. Götting, J. Diekmann, J. Dreier und M. Schmidt
Komplette Antikörper
Synonym(e)
IgM-Antikörper
Englischer Begriff
IgM antibodies
Definition
Bezeichnung in der Transfusionsmedizin für Antikörper der IgM-Klasse, die im Kochsalzmilieu Erythrozyten, die die entsprechenden Antigene tragen, agglutinieren.
Beschreibung
In Transfusionsmedizin und Immunhämatologie unterscheidet man historisch angesichts ihres Verhaltens bei Nachweismethoden im Labor komplette und inkomplette Antikörper. Komplette Antikörper sind stets Antikörper der IgM-Klasse und können beim Antikörpernachweis im Labor im Kochsalzmilieu Erythrozyten, die die korrespondierenden Antigene auf der Zelloberfläche tragen, direkt agglutinieren, während inkomplette Antikörper, die immer der IgG-Klasse angehören, erst nach Zusatz von Antihumanglobulin als sekundärem Antikörper Erythrozyten agglutinieren können. Diese unterschiedlichen Eigenschaften von Antikörpern, deren Einteilung in komplette und inkomplette Antikörper lediglich aufgrund ihres labortechnischen Verhaltens erfolgte, beruht auf den Größenunterschieden von IgM- und IgG-Antikörpern und dem Zetapotenzial der Erythrozyten. Das Zetapotenzial ist eine erythrozytenspezifische Eigenschaft, die dazu führt, dass sich Erythrozyten gegenseitig abstoßen und in physiologischem Milieu einen Abstand zueinander von bis zu 300 Å einhalten. Dieser Abstand kann direkt nur von Antikörpern der IgM-Klasse, die ein Molekulargewicht von ca. 900 kDa aufweisen, überbrückt und somit eine Agglutination der Erythrozyten im Reagenzglas herbeigeführt werden. IgG-Antikörper sind aufgrund ihres geringeren Molekulargewichts von ca. 160 kDa nicht in der Lage, direkt den Abstand von 2 Erythrozyten zu überbrücken und somit ohne Zusatz eines vernetzenden Sekundärantikörpers (Anti-Humanglobulin) eine Agglutination zu induzieren. Die lediglich ihres Verhaltens bei Nachweismethoden geschuldete Unterscheidung von kompletten und inkompletten Antikörpern ist für die In-vivo-Antikörperwirkung und die Hämolyse der Erythrozyten irrelevant. Diese wird nur über die Antigen-Antikörper-Wechselwirkung bestimmt und nicht durch das Zetapotenzial der Erythrozyten.
Literatur
Eckstein R (2005) Immunhämatologie und Transfusionsmedizin. Urban & Fischer, München