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Orthopädie und Unfallchirurgie
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Publiziert am: 07.12.2023

Patellaluxationen beim Kind

Verfasst von: Matthias Sperl und Tanja Kraus
Die Patellaluxation hat eine Inzidenz von 0,6–1,2 per 1000, ist die häufigste Ursache einer akuten Knieverletzung im Wachstumsalter und der häufigste Grund für ein Hämarthros. Typischerweise sind sportliche Jugendliche betroffen, die eine meist einseitige Patelluxation erleiden. Die wenigsten Patellaluxationen ereignen sich jedoch traumatisch, zumeist liegen prädisponierende, luxationsbegünstigende Faktoren zugrunde. Die angeborene Patellaluxation ist eine Rarität.
Während die Erstluxation ohne osteochondrale Fraktur in der Regel noch konservativ behandelt wird, ist für weitere Luxationen ein operatives Vorgehen indiziert, wobei sämtliche luxationsbegünstigende Faktoren adressiert werden sollten. Aufgrund des noch wachsenden Skeletts müssen hierzu jedoch besondere Techniken Berücksichtigung finden. Im folgenden Kapitel werden die Pathogenese, Pathoanatomie und Grundzüge der operativen Therapie erläutert.

Definition

Bei einer Patellaluxation handelt es sich um das Herausgleiten der Patella aus ihrem femoralen Gleitlager.

Ursache und Inzidenz

Die Patella ist das größte Sesambein des Menschen. Sie ist wesentlicher Kraftüberträger des Musculus quadriceps femoris auf den Unterschenkel und wichtiger Gelenkspartner am Kniegelenk. Die Patella ist im Alltag, besonders aber bei sportlicher Betätigung, einer ständigen großen Belastung ausgesetzt. Eine stabile knöcherne, muskuläre und ligamentäre Führung sind Voraussetzung, um dieser Anforderung standzuhalten.
Die femoro-patelläre Dislokation (Patellaluxation) ist die häufigste Ursache einer akuten Knieverletzung im Wachstumsalter und einer der häufigsten Gründe eines Hämarthros im Wachstumsalter (Harilainen et al. 1988). Die Inzidenz der Patellaluxation wird mit 0,6 bis 1,2 per 1000 angegeben (Askenberger et al. 2017).
Patello-femorale Instabilität und Trochleadysplasie sind prädisponierende Faktoren für eine Patellaluxation. Beide haben eine familiäre Häufung (Mäenpää und Lehto 1995; Miller 1978). Die Form der Trochlea zeigt außerdem eine vererbbare, genetisch verankerte Morphologie (Garron et al. 2003; Tardieu und Dupont 2001).
Die Patellaluxation manifestiert sich i. d. R. zwischen dem 10. und 17. Lebensjahr (DC et al. 2004). Betroffen sind vor allem junge, sportlich aktive Patienten (Stefancin und Parker 2007). Die Inzidenz der Patellaluxation macht etwa 2–3 % aller Knieverletzungen aus (Arendt et al. 2002).

Einteilung und Häufigkeit

Zur Einteilung der Patellaluxation im Wachstumsalter gibt es mehre Möglichkeiten. Die einfachste ist die Unterteilung in eine angeborene und eine traumatische Form (Parikh und Lykissas 2016). Diese Einteilung ist jedoch wenig präzise und für die Praxis nicht relevant.
Mehr üblich ist die Einteilung in akut-traumatische, akut-dispositionelle, rezidivierende, chronische, kongenitale und iatrogene Patellaluxation. Der auslösende Mechanismus ist in der Regel eine kombinierte Flexions-Valgus- und Außenrotation des Kniegelenks. Mit nur 3 % stellt die traumatische Patellaluxation die seltenste Form dar und setzt ein akutes Trauma voraus. Die häufigste Form ist die akut-dispositionelle Patellaluxation, der patho–anatomische Ursachen zugrunde liegen.

Pathoanatomie

Der Halt der Patella in ihrem femoralen Gleitlager wird von verschiedenen Stabilisatoren (statisch, passiv, aktiv) bestimmt. Statische Faktoren sind die Morphologie der Trochlea (Trochleageometrie) und die Femurachse (Amis et al. 2003). Zu den passiven Stabilisatoren zählen der femoropatelläre Halteapparat mit Gelenkkapsel und sämtlichen extraartikulären Ligamenten. Die Quadrizepsmuskulatur dient als aktiver Stabilisator.
Im strecknahen Anteil kommt vor allem dem medialen patellofemoralen Ligament (MPFL) eine besondere Bedeutung zu. In den ersten 30° der Knieflexion bringt das Band bis zu 80 % der Stabilität gegen eine Lateralisation der Patella auf (Desio et al. 1998). Der Zusammenhang zwischen einer Verletzung des MPFL und einer persistierenden Instabilität mit Rezidivluxationen konnte bereits mehrmals gezeigt werden (Nomura 1999; Sillanpää et al. 2009). Bei Jugendlichen kommt es in 94 % der Fälle im Rahmen einer Erstluxation zu einer Verletzung des MPFL (Felus und Kowalczyk 2012). Die Lokalisation der Ruptur des MPFL zeigt altersabhängige Unterschiede. So kommt es bei Patienten im Wachstumsalter häufiger zu Patella-nahen Verletzungen des MPFL – mit gegebenenfalls auch knöchernem Ausriss (Avulsionsfraktur, „sleeve fracture“) (Felus und Kowalczyk 2012) –, wohingegen das MPFL beim Erwachsenen eher ligamentär und Patella-fern reißt.
Zwischen 20 und 60° Kniebeugung kommt die Trochlea als statische Komponente zum Einsatz und übernimmt die Führung der Patella, sodass diese vor allem nach lateral hin stabilisiert wird.
Die Quadrizepsmuskulatur stabilisiert in tiefer Beugung, während sie strecknahe eher lateralisierend auf die Patella wirkt. Insgesamt hat die Quadrizepsmuskulatur aber nur eine untergeordnete Bedeutung zur Stabilisierung der Patella (Powers et al. 1998) (Tab. 1).
Tab. 1
Patella-stabilisierende Komponenten in Abhängigkeit vom Flexionsgrad
Flexionsgrad
primär stabilisierende Komponente
0–30°
MPFL
30–60°
MPFL + Trochlea + Alignement
> 60°
MPFL + Trochlea + Alignement + Quadrizepsmuskulatur

Abscherfrakturen (Flake Fractures)

Durch eine Patellaluxation kann es zu Abscherfrakturenim femuropatellären Gelenk kommen. Abscherfrakturen treten bei der Erstluxation in bereits 40 % der Fälle auf (Stefancin und Parker 2007). Sie betreffen vor allem den lateralen Femurcondyl und die mediale Patellafacette und werden durch die Luxation der Patella selbst, aber auch durch ihre Reposition in das femorale Gleitlager verursacht (Zheng et al. 2015). Abscherfrakturen stellen eine unbedingte Indikation zur zeitnahen operativen Versorgung da. Prinzipiell sollten hierbei auch kleine Fragmente (0,8–1 cm2) eher refixiert als arthroskopisch entfernt werden. Die Integrität der knorpeligen Oberfläche ist ein wichtiger Faktor, um einer frühen Arthrose vorzubeugen.
Die Refixation des Abscherfragments sollte innerhalb der ersten 8–10 Tage nach Luxation erfolgen. In Zeitfenstern darüber hinaus quillt das Knorpel-(Knochen-)Fragment meist so sehr auf, dass eine adäquate Rekonstruktion der Knorpeloberfläche schwierig wird.
Zur Refixation stehen verschiedene Fixationsmöglichkeiten zur Verfügung (z. B. Chondral Darts (Arthrex®)), Kompressionsschrauben (resorbierbar, nicht-resorbierbar). Bei einem ausschließlich aus Knorpel bestehenden Fragment ist bei der Refixierung darauf zu achten, dass der subchondrale Knochen ausreichend durchblutet ist. Gegebenenfalls muss das Defektbett mittels K-Draht oder Bohrer angebohrt werden. Eine ausschließliche Refixierung mit Fibirinkleber empfehlen wir nicht. Prinzipiell bevorzugen wir eine offene Refixation der Fragmente, idealerweise mit additiver Stabilisierung der Patella unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden Pathologie (Tab. 2).
Tab. 2
Pathophysiologisch relevante Faktoren und deren Bewertung
 
offene Fugen
geschlossene Fugen
Trochleageometrie
weniger relevant
noch knorpelig präformierte Strukturen, Formänderung durch Änderung der Patella-Position möglich
hoch relevant
Verknöcherung,
Formänderung nur noch chirurgisch möglich
Genua valga
hoch relevant
Lateralisierung des Patellasehnenansatzes, führt zur Kompression des lateralen Anteils der Wachstumsfuge und damit zur weiteren Valgusdeformität mit Lateralisierung der Patella
relevant
Lateralisierung des Patellasehnenansatzes,
Korrektur über Osteotomie, größere Invasivität
Torsionen
relevant
Torsionales Malalignement
Trochlea wird unter die Patella gedreht
relevant
Torsionales Malalignement
Trochlea wir unter die Patella gedreht
ligamentäre Stabilisatoren
relevant
MPFL als biomechanisch wichtigster Stabilisator der Patella – Rekonstruktion essenziell
relevant
MPFL als biomechanisch wichtigster Stabilisator der Patella – Rekonstruktion essenziell
muskuläre Stabilisatoren
wenig/gar nicht relevant
wenig/gar nicht relevant

Diagnostik

Klinisch

Zur klinischen Prüfung stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, wobei die Autoren den Apprehension-Test und das J-Sign als wichtigste Zeichen erachten. Beide sollen hier detaillierter beschrieben werden.

Der Apprehension-Test

Der Apprehension-Test wird am liegenden Patienten, bei 20–30° gebeugtem Kniegelenk durchgeführt. Die Patella wird mit Daumen und Zeigefinger von kranial und kaudal umgriffen und vorsichtig nach lateral gedrückt. Der Test ist positiv, wenn es zu Abwehrspannung oder einer mimischen Angstreaktion des Patienten kommt (Frosch und Schmeling 2016).

Das J-Sign

Das J-Sign wird als aktive Extension im Sitzen durchgeführt. Bei positivem J-Sign zeigt sich in endgradiger Streckung ein superolaterales Herausgleiten der Patella aus der zentralen Zugrichtung bzw. aus dem Sulcus trochleae nach lateral (Frosch und Schmeling 2016).

Radiologisch

Konventionelles Röntgenbild

Eine anteroposteriore Aufnahme, eine Seitaufnahme des Kniegelenks und eine axiale Aufnahme der Patella sollten immer angefertigt werden. Das anteroposterioren Kniegelenksröntgen dient vor allem dazu, eventuelle osteochondrale Abscherfragmente zu identifizieren, die bei der Patellaerstluxation in bis zu 40 % vorkommen können (Frosch und Schmeling 2016). Von Achsvermessungen im anteroposterioren Bild alleine ist abzuraten, da bereits geringe Änderungen der Knierotation zu falschen Ergebnissen führen können (AGA Komitee 2016). Wenn die Gesamtachse der unteren Extremität vermessen werden soll, muss eine Ganzbeinstandaufnahme ergänzend durchgeführt werden.
Im streng seitlichen Strahlengang wird bei 30° Flexion die Patellahöhe sowie die Trochleakonfiguration nach Déjour bestimmt (Dejour et al. 1994).
Die bekanntesten Indices zur Patellahöhenbestimmung sind der Index nach Insall-Salvati, der nach Caton Deschamps oder der nach Blackburne-Peel (Abb. 1). Da das Knochen- und Knorpelgewebe um das Kniegelenk im Laufe des Wachstums aber morphologischen Veränderungen unterliegt (zunehmende Verknöcherung, damit andere Konturierung im Röntgenbild sichtbar), kann es auch bei bereits etablierten Messmethoden zu Schwierigkeiten bei der exakten Bestimmung der Patellahöhe kommen: Durch fehlende oder im konventionellen Röntgenbild noch unvollständig sichtbare knöcherne Strukturen ist die sichere Identifikation der radiologischen Landmarken oft erschwert (Balcarek et al. 2011). Für die Messung im Wachstumsalter bevorzugen wir daher die Methode nach Caton-Deschamps. Der Caton-Deschamps-Index orientiert sich an knöchernen Landmarken, die bereits in jungem Alter im Röntgen ersichtlich sind. Die Interpretation der Relation A/B ist dann wie folgt:
  • Normale Patellahöhe: A/B = 0,6–13
  • patella alta: A/B = > 1,3
  • patella baja: A/B = < 0,6
Vom Einsatz des Blackburn-Peel-Index ist auch bei fortgeschrittener Verknöcherung vor allem auch deshalb abzuraten, da er stark von der Tibianeigung abhängt und somit bei erhöhtem Neigungswinkel falsch negative Werte liefert.
Den Gebrauch des Insall-Salvati-Index können wir ebenfalls nicht befürworten, da er zur Evaluierung des postoperativen Ergebnisses nach Patelladistalisierung gänzlich ungeeignet ist. Er kann die Patelladistalisierung weder weichteilig noch knöchern dokumentieren, da er sich auf die Länge des Ligamentum patellae bezieht – distaler Patellapol zur Tuberositas tibiae, die sich auch nach durchgeführter Operation nicht ändert.
Nach Déjour kann im seitlichen Knieröntgen eine qualitative Beurteilung der Trochleadysplasie durch das „Crossing Sign“ sowie eine quantitative Beurteilung durch das Vorhandensein eines „trochleären Bump“ und der „trochleären Tiefe“ erfolgen (Dejour et al. 1994) Abb. 2.
Eine axiale Patellaaufnahme wird bei 30° Knieflexion durchgeführt. Hier kann der – im Wachstumsalter meist knöcherne – Ausriss des MPFL gesehen werden. Auch kann die „Kippung“ der Patella (Patella-Tilt) beurteilt werden. Ein vermehrter Patella-Tilt ist als sekundäres Zeichen einer Trochleadysplasie, eines Malalignements der unteren Extremität oder einer Patella alta zu werten (AGA Komitee 2016) (62, AGA). Bei höhergradigem Gelenkerguss ist die Aussagekraft hinsichtlich Patella-Tilting jedoch herabgesetzt.
Außerdem gilt der diagnostische Wert der axialen Aufnahmen zur Beurteilung der Trochleadysplasie als insuffizient, da eine Beurteilung des patellofemoralen Gelenks in der axialen Röntgenaufnahme ab einer Beugung von 20° nahezu unmöglich wird (Laurin et al. 1978) (Abb. 123).

MRT

Mit dem MRT werden die Knorpel-Knochen-Verhältnisse beurteilt und mögliche knorpelig-knöcherne Abscherfrakturen detektiert. Charakteristischerweise findet sich im MRT ein bone bruise am lateralen Femurcondyl als Zeichen einer stattgehabten frischen Patellaluxation.
Das MRT ist aber auch zur Beurteilung der patellofemoralen Anatomie das Mittel der Wahl (Frosch und Schmeling 2016). Beurteilt werden vor allem:
  • TT-TG-Abstand
  • TT-PCL-Abstand
  • Trochleadysplasie nach Déjour
Für die Bestimmung des TT-TG werden zwei axiale Schichten übereinander projiziert (Abb. 3a). Die proximale Schicht ist diejenige, bei der die Trochlea das erste Mal als Gleitlager fungiert, d. h. der tiefste Punkt an der proximalsten knorpelbedeckten Schicht. Distal wird die Schicht herangezogen, bei der die Patellarsehne in die Tuberositas tibiae einstrahlt. Der TT-TG-Abstand gilt als Quantifizierung des Q-Winkels, da er die Aufhängung der Patella und deren knöcherne Führung in Relation zueinander setzt. Er misst also das distale Alignement bzw. Malalignement. Sobald der TT-TG-Abstand 20 mm überschreitet, ist beim Erwachsenen von einer pathologischen Erhöhung auszugehen (Dejour et al. 1994). 2011 beschrieb Balcarek einen Abstand von mehr als 15 mm als pathologisch für das Wachstumsalter (Balcarek et al. 2011). Im Kindes- und Jugendalter sollte mit diesen absoluten Werten allerdings vorsichtig umgegangen werden, da kein Bezug zur Körpergröße bzw. Kniegelenkgröße besteht.
Eine „echte“ Lateralisation der Tuberosits tibiae wird durch einen erhöhten TT-PCL-Abstand gesichert (Seitlinger et al. 2012). Insbesondere bei gleichzeitig vorhandener Trochleadysplasie ist die Bestimmung des TT-PCL-Abstands sinnvoll (Abb. 3b), da der Trochlea-Sulcus (TG, Trochlea groove) nur vage festgelegt werden kann.
Der TT-PCL-Abstand ergibt sich aus dem Abstand zwischen der Tuberositas tibiae (TT) und der medialen Begrenzung des hinteren Kreuzbands (PCL) parallel zur dorsalen Kondylenlinie der proximalen Tibia in Millimetern. Der Normwert wird mit < 24 mm angegeben (Seitlinger et al. 2012). Im Wachstumsalter konnte allerdings kein altersentsprechender, aussagekräftiger Normwert gefunden werden (Clifton et al. 2017).
Um der Relation zur Kniegröße und damit dem Wachstumsalter besser gerecht zu werden, kann der TT-TG-Index herangezogen werden (Abb. 3c). Dieser wird ab einem Wert > 0,23 als pathologisch gewertet. Zur radiologischen Bestimmung des TT-TG-Index wird die proximo-distale Distanz zwischen dem chondralen Trochleaeingang (TE) und der Höhe der Tuberositas tibiae (TT), (= der TT-TE-Distanz) gemessen und in Relation gesetzt. Der TTTG-Index ergibt sich somit aus: TT-TG/TT-TE) (Hingelbaum et al. 2014).

Therapie

Konservativ

Ein konservatives Vorgehen ist derzeit für die erstmalige Luxation der Patella ohne osteo-chondrale Flake fractue und ohne vorbestehende femoro-patelläre Instabilität üblich, wobei es kein evidenzbasiertes Therapieregime gibt. Das konservative Vorgehen beinhaltet nach initialer Ruhigstellung in Flexionsstellung (30–60°) eine Aktivitätsanpassung und ein Kräftigungsprogramm für einen Zeitraum von 4–6 Wochen (Palmu et al. 2008).
Die alleinige konservative Behandlung nach Patella-Erstluxation ohne chondrale/ostochondrale Verletzung wird jedoch zunehmend infrage gestellt. In einer randomisierten Studie von Patient*innen mit Patella-Erstluxation im Alter zwischen 12 und 38 Jahren zeigte Bitar, dass die operative Therapie (MPFL-Rekonstruktion) der konservativen Therapie hinsichtlich Alltagsaktivität und Schmerzen signifikant überlegen war (Bitar et al. 2012). Eine Metaanalyse aus 2016 zeigte weiter, dass – nach Patella-Erstluxation bei Kindern und Jugendlichen – ein operatives Therapiekonzept mit einer geringeren Zahl an Reluxationen, verbesserter Lebensqualität und einer erhöhten Rate an Wiederaufnahme sportlicher Aktivität verbunden ist (Nwachukwu et al. 2016). Möglicherweise wird sich hier daher in naher Zukunft ein Wandel in Bezug auf die Therapie ergeben.

Operativ

Einigkeit für die operative Therapie besteht bei folgenden Indikationen:
a)
Nachweis einer osteochondralen Fraktur
 
b)
Rezidivierende Patellaluxation
 
c)
Habituelle Patellaluxation mit Beschwerden
 
d)
Kongenitale Patellaluxation
 
Da das Verständnis und die Kenntnis der zugrunde liegenden Pathologie die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie der Patellainstabilität ist, muss diese vor jedem Behandlungsbeginn individuell erkannt werden.
Die operative Therapie sollte immer mit einer Arthroskopie starten. Hierbei werden das Ausmaß der femoropatellären Dysplasie sowie mögliche osteochondrale Fragmente sichtbar gemacht. Chondrale wie auch osteochondrale Fragmente sollten refixiert werden (siehe Absatz Flake fractures). Falls dies nicht möglich ist und der Defekt eine Größe von 1 cm2 überschreitet, stehen sämtliche Knorpelersatzverfahren bis hin zur autologen Knorpelzelltransplantation offen, auf welche hier nicht näher eingegangen wird.
Wesentlich für eine erfolgreiche Stabilisierung der Patella ist der mediale Halteapparat. Zur Behebung der strecknahen Instabilität hat die MPFL-Plastik auch im Kindesalter eine entscheidende Bedeutung. Zunehmend setzt sich deshalb auch bei Kindern die anatomische MPFL-Plastik als Therapie der Wahl durch. Untersuchungen zur femoralen Insertion des MPFL konnten den Ansatz des MPFL distal der Epiphysenfuge ausmachen (Shea et al. 2014). Auch Nelitz beschrieb die femorale Position des MPFL 6,4 mm distal der femoralen Wachstumsfuge (Nelitz et al. 2011). Damit ist eine sichere epiphysäre femorale Bohrkanalplatzierung möglich.
Wie bereits zuvor erwähnt, ist der klassische MPFL-Riss bei pädiatrischen Patient*innen Patella-nahe lokalisiert. In einer MRT-Studie fand Kepler 61 % der MPFL-Risse im Bereich der patellaren Insertion und nur 12 % im Bereich des femoralen Ursprungs des Bands in dieser Patientengruppe (Kepler et al. 2011). 2006 kam Zaidi mit 73 % patellären und 15 % femoralen MPFL-Verletzungen zu ähnlichen Ergebnissen (Zaidi et al. 2006).
Die alleinige Naht des MPFL kann nicht empfohlen werden, da sie deutlich schlechter ab als die Rekonstruktion des MPFL abschneidet (Deie et al. 2003; Gomes 2008; Steiner et al. 2006). Nur in wenigen Ausnahmefällen (z. B. primäre Wachstumslenkung bei Genua valga mit MPFL-Naht, sekundäre MPFL-Plastik bei Metallentfernung) ergibt sich die Indikation zur primären Naht des MPFL.

Pädiatrische MPFL-Rekonstruktion

Alle beschriebenen Techniken haben einerseits das Ziel, eine schmerzfreie, stabile Patella bei frei beweglichem Kniegelenk zu erreichen und andererseits das Ziel, eine Beeinträchtigung des Wachstums als Folge der Operation zu vermeiden. Je nach anatomischer Gegebenheit muss die MPFL-Rekonstruktion aber durch ein distales Realignment, eine Achskorrektur und eine Trochleaplastik – zum Wachstumsende – ergänzt werden.
Übliche Techniken zur MPFL-Rekonstruktion beinhalten die Verwendung von der Semitendinosus-oder Gracilissehne vom ipsilateralen Kniegelenk; alternativ kann auch eine gestielte Quadrizepssehne oder gestielte Adduktor magnus wie auch die Patellasehne verwendet werden. Die Fixierung an der Patella wie auch am Femur ist durch verschieden Ankertechniken oder auch durch Schrauben (in erster Linie resorbierbar) möglich.
Die verwendete eigene Technik – angelehnt an Ladenhauf – wird hier detaillierter beschrieben (Ladenhauf et al. 2013):
Nach durchgeführter Narkoseuntersuchung erfolgt die diagnostische Arthroskopie zum Ausschluss von Begleitverletzungen und zur Beurteilung der Binnenstrukturen, insbesondere des Knorpelstatus und der Trochleageometrie. Das Gleitverhalten der Patella wie auch eine eventuelle Lateralisation lassen sich aber aufgrund des flüssigkeitsgefüllten Gelenks nicht sinnvoll beurteilen.
Über eine kleine quere Inzision im Bereich der medialen Kniebeuger wird danach die Gracilissehne entnommen (Abb. 4a). Diese wird mit resobierbaren Nähten an beiden Enden armiert und in antibiotikahaltiger Lösung asserviert (Abb. 4b). Im nächsten Schritt wird die mediale Patellakante im proximalen Anteil dargestellt. Hier sollte das Gelenk nicht eröffnet werden, da die MPFL-Plastik in diesem Bereich extraartikulär zu liegen kommt (Abb. 4c). Die patelläre Fixierung erfolgt je nach Patellagröße mit zwei SwiveLock (Arthrex) in 3,5 mm oder 4,75 mm Durchmesser durch Klemmug der zuvor entnommenen Gracilissehne. Die femorale Insertion wird unter Bildwandlerkontrolle im anteroposterioren und seitlichem Strahlengang bestimmt. Hier ist auf exakt seitliches Kniegelenkröntgen zu achten. Bei offener distaler Femurwachstumsfuge muss die femorale Insertion unterhalb der Fuge bleiben und darf diese nicht verletzen (Abb. 4 d, e). Der Schöttle-Punkt gilt als radiologische Landmarke, um den Führungsdraht für den kanülierten Bohrer korrekt zu setzen (Schöttle et al. 2007). Hier sollte eine Bildwandlerdokumentation erfolgen. Die Bandplastik wird dann im Bereich der Kapselblätter von patellar nach femoral gezogen und mit einer Interferenzschraube femoral fixiert. Die Spannung des MPFL darf nicht zu stark gewählt werden. Bewährt hat sich die Fixierung in 20°–30° Kniebeugung unter Gegenhalt der Patella, sodass die laterale Patellakante mit dem lateralen Rand des Femurkondyls abschließt. Eine freie Kniegelenkbeweglichkeit muss postoperativ gewährleistet sein.
Die Ergebnisse nach MPFL-Rekonstruktionen im Kindes- und Jugendalter sind vielversprechend, unter anderem veröffentlichte Parikh 2013 in einer Gruppe von 179 MPFL-Rekonstruktionen im Wachstumsalter eine Rezidivinstabilität von 4,5 % (Parikh et al. 2013).
Als Alternativverfahren und auch in Kombination mit einer Trochleaplastik, die allerdings erst bei geschlossenen, oder im Schluss begriffenen Wachstumsfugen, durchgeführt werden kann, sowie im Revisionsfall bietet sich eine MPFL-Plastik mit Quadrizepssehne wie von Fink beschrieben an (Fink et al. 2018).

Distales Realignment

Kinder oder Jugendliche mit chronischer oder fixierter Patellaluxation benötigen manchmal zusätzlich zu einem lateralen Release oder einer z-förmigen Erweiterungsplastik des lateralen Retinaculums eine Verlängerung des Quadrizeps über Medialisierung der Tuberositas tibiae, damit eine volle Kniestreckung erreicht werden kann.
Eine medialisierende Tubersositas tibiae-Osteotomie ist bei offener Tibiaapophyse kontraindiziert, da ein Genu recurvatum daraus resultieren könnte. Es muss hier ein weichteiliges Verfahren gewählt werden. Ein Beispiel ist die Operation nach Roux-Goldthwait: Dabei wird die Patellasehne längs gespalten, der laterale Anteil wird distal an der Tuberositas tibiae abgelöst und nach medial gezogen, um am medialen Anteil der Femurepiphyse fixiert zu werden (Felli et al. 2019).
Grammont hat seine Technik einer „weichteiligen Tuberositasversetzung“ und anschließenden Fadenrefixation 1985 beschrieben (Grammont et al. 1985) (Abb. 5). Die Autoren bevorzugen hier eine modifizierte Grammont – Technik (Kraus et al. 2012):
Der Eingriff erfolgt in Blutsperre. Nach durchgeführter Arthroskopie wird der Hautschnitt in Verlängerung des lateralen arthroskopischen Portals gesetzt. Der laterale Rand der Patellarsehne wird dargestellt und das Subkutangewebe zwischen lateralem Retinaculum und Gelenkkapsel mobilisiert. Dann wird das laterale Retinaculum Z-förmig durch eine Erweiterungsplastik verlängert (Abb. 6). Das Periost wird jetzt an der Tibiavorderkante beginnend von der Tuberositas tibiae zumindest 5 cm nach distal gespalten (Abb. 5a und b). Danach wird die Patellasehne komplett und scharf von ihrer Insertion am Knorpel der Tuberositas abpräpariert (Abb. 5c) und das Periost an der Tibia über die gleiche Länge mittels Kopp-Raspatorium abgelöst (Abb. 5d). Die Patellasehne bleibt mit dem nach distal gestielten Periostlappen verbunden. Das Eröffnen der Tibialis anterior-Loge soll hierbei vermieden werden. Durch passive Beugung des Kniegelenks zwischen 30 und 60° zentralisiert sich die Kniescheibe in ihrem Gleitlager am Femur, womit sich der Ansatzpunkt der Patellasehne um 1–2 cm nach medial verlagert (Abb. 5e). Eine Fixierung der Sehne erfolgt nicht, um eine dynamische Einstellung der Sehne in individueller Position auf der Bewegungsschiene postoperativ zu ermöglichen. Abschließend wird die Blutsperre aufgehoben, die Blutungen gestillt und eine Redon-Drainage in den lateralen Recessus eingelegt. Ein schichtweiser Wundverschluss folgt. Die Nachbehandlung beinhaltet eine Teilbelastung und Limitierung der Beugung auf 60° über eine Orthese für 6 Wochen postoperativ. In den ersten postoperativen Tagen sollte die Motorbewegungsschiene konsequent mehrere Stunden täglich angewandt werden.

Trochleaplastik

Bei der Kniebeugung gleitet die Patella zwischen 10 und 30° Knieflexion in die Trochlea ein. Bis etwa 60° ist somit die Trochlea der Hauptstabilisator der Kniescheibe. Da bis zu 85 % der Patienten mit patellofemoraler Instabilität an einer Trochleadysplasie leiden und bei Kindern mit dysplastischer Trochlea ein Risiko von 69 % für eine Reluxation besteht, ist auf eine bestehende Trochleadysplasie besonders zu achten (Dejour et al. 1994; Jaquith und Parikh 2017). Nelitz konnte 2018 in einer Patientengruppe mit 18 Knien zeigen, dass bei einem noch zu erwartenden Restwachstum unter 2 Jahren bei Durchführung einer Trochleaplastik kein erhöhtes Risiko einer Wachstumsstörung besteht (Nelitz et al. 2018). Prinzipiell ist die Adressierung der Trochleadysplasie jedoch dem Wachstumsabschluss vorbehalten. Die Mehrheit der Autoren ist der Ansicht, dass die Korrektur einer Dysplasie bei Kindern und Jugendlichen nicht vor dem Verschluss der Wachstumsfugen erfolgen sollte (Vavken et al. 2013).

Genua valga

Da das X-Bein die Patellastabilität negativ beeinträchtigt, kann eine Korrektur des Valgus sinnvoll und notwendig sein. Wachstumslenkungen werden schon seit Jahrzehnten zur Korrektur von Fehlstellungen in der Frontalebene angewandt. Die Hemiepiphyseodese zur Korrektur von primären oder sekundären Valgusdeformitäten am distalen Femur und/oder an der proximalen Tibia medial ist weithin akzeptiert und ausführlich beschrieben (Bowen et al. 1992; Stevens et al. 1999).
Die temporäre Hemiepiphyseodese mittels Zweilochplatte ist auch derzeit das übliche Verfahren zur Korrektur von Genua valga im Wachstumsalter (Stevens 2007). Die Voraussetzung zur erfolgreichen Anwendung ist ein ausreichendes Wachstumspotenzial der noch offenen Wachstumsfugen. Nach durchgeführter Röntgen-Ganzbeinaufnahmen beider unterer Extremitäten im Stehen folgt eine exakte, idealerweise digitale Beinachsvermessung. Die Korrektur sollte prinzipiell am Ort der Deformität stattfinden, diese findet sich beim x-beinigen Kind typischerweise am distalen Femur. Die erfolgreiche Anwendung einer Wachstumslenkung als alleiniges Verfahren zur Behandlung der Patellainstabilität wird von Kearney 2015 bei 26 Knien beschrieben (Kearney und Mosca 2015).
Die Autoren sehen eine gute Möglichkeit der Therapie vor allem in einem zweizeitigen Vorgehen, mit initialer Wachstumslenkung und additiver weiterer Stabilisierung bei Materialentfernung nach korrigierter Beinachse. Die Notwendigkeit einer weiteren Stabilisierung ist individuell und abhängig von der weiteren bestehenden Pathologie zu sehen. Ein sicheres und wertvolles Werkzeug besteht hier in der Durchführung einer MPFL-Plastik.

Torsionskorrekturen

Wie auch beim Erwachsenen stellt die vermehrte Femurantetorsion mit der entsprechenden Einwärtsdrehung der Kniegelenke einen Risikofaktor für die patellofemorale Instabilität dar (Dickschas et al. 2015).
Bei Patienten mit komplexer Patellainstabilität liegt häufig auch eine Rotationsproblematik vor. Zur Diagnosestellung ist zusätzlich zur klinischen Untersuchung eine Rotationsabklärung über Computertomografie oder im Wachstumsalter besser über ein Rotations-MRT erforderlich (Tomczak et al. 1997). Klare Richtwerte, ab wieviel Grad femoraler Antetorsion eine Korrektur nötig ist, gibt es jedoch nicht, was unter anderem daran liegt, dass viele verschiedene Messmethoden publiziert sind. Werte ab 25°–30° werden aber allgemein als pathologisch anerkannt (Decker et al. 2013).
Im Kinder- und Jugendalter sind distale femorale Rotationskorrekturen eine Rarität. Bei noch offenen Wachstumsfugen ist die Osteotomie so zu wählen, dass die distale Femurwachstumsfuge nicht tangiert wird. Dazu muss die Osteotomiehöhe nach proximal verlagert werden. Die Osteosynthese kann dann mittels Platte oder intramedullärem Nagel erfolgen (Iobst und Ansari 2018). Die Techniken sind bei geschlossenen Fugen dieselben wie im Erwachsenenalter.

Komplikationen im Wachstumsalter

Selbstverständlich bestehen allgemeine Komplikationen wie Wundinfektion, Gefäßverletzung, Nervenverletzung, postoperative Thrombose etc., auf diese möchten wir aber hier nicht eingehen. Komplikationen entstehen vor allem durch „inkorrekte Indikationsstellung“ und durch „chirurgische Fehler“.
  • „inkorrekte Indikationsstellung“
Hierunter fällt vor allem, dass nicht alle pathologischen Faktoren ausreichende Berücksichtigung in der präoperativen Planung finden. Die Bildgebung ist mit der klinischen Symptomatik in Einklang zu bringen und die präoperative Abklärung sollte die oben angeführten Untersuchungen beinhalten und entsprechende Qualitätskriterien erfüllen.
Nicht immer wird eine „schnelle MPFL-Plastik“ die Lösung sein.
  • „chirurgische Fehler“
MPFL:
Durch die zunehmende Verbreitung und Anwendung der MPFL-Plastik nehmen auch damit verbundene Komplikationen zu. In einer Metaanalyse aus 2012 beschreibt Shah insgesamt 26 % Komplikationen in einer Gruppe von 629 ausgewachsenen und pädiatrischen Patienten, bei einer Reluxationsrate von 32,7 % (Shah et al. 2012). Ein häufiger Grund für postoperative Beschwerden ist insbesondere eine Fehlpositionierung der femoralen Insertion des MPFL, eine zu weit proximale Fixierung führt zu deutlich erhöhtem Anpressdruck der Patella (Elias und Cosgarea 2006). Die Verwendung eines Bildverstärkers zur Einstellung eines exakt seitlichen Röntgens kann dies verhindern. Das Risiko einer Fraktur der Patella kann durch ankerfreie Fixation an der Patella mittels Quadrizepssehne (Fink et al. 2018) oder auch durch Anpassung der Ankergröße an die Patella mit exakter Bohrung ohne Verletzung der ventralen Kortikalis der Patella verringert werden.
Eine Literatursuche zu Wachstumsstörungen nach MPFL-Plastik ergab einen Fall. Hier wurde bei noch offenen Wachstumsfugen, eine die distale Femurwachstumsfuge kreuzende Fixierung mit einer Interferrenzschraube durchgeführt, was zu einer Flexionsfehlstellung am distalen Femur führte (Seitlinger et al. 2017). Die Technik der epiphysären femoralen Fixierung unter Bildverstärkerkontrolle bietet hier im Gegensatz ein sicheres Werkzeug zur Vermeidung einer solchen Komplikation (Uppstrom et al. 2019).
Da die Rate an Rezidivpatellaluxationen im Jugendalter besonders hoch ist (Jaquith und Parikh 2017), ist eine individuelle Risikoabschätzung zur Therapieplanung wichtig. Hierzu sind entsprechende Scoringsysteme eine Hilfe. In Tab. 3 und 4 geben die Anzahl und Art der Risikofaktoren einen Hinweis auf das individuelle Vorgehen.
Tab. 3
Angabe des Risikos einer erneuten Patellaluxation unter Berücksichtigung folgender Risikofaktoren: offene Wachstumsfugen, Caton-Deschamps – Index > 1.45, Trochleadysplasie, kontralaterale Luxation. (Parikh et al. 2018)
Anzahl der Risikofaktoren
Durchschnittliches Risiko einer erneuten Patellaluxation in %
Therapieempfehlung
0
13,8
konservativ
1
30,01
konservativ
2
53,6
eventuell operativ
3
74,8
operativ
4
88,4
operativ
Tab. 4
Patellar-Instability-Severity-Score (Balcarek et al. 2011). Punkte werden addiert. Es besteht eine fünfmal höhere Wahrscheinlichkeit einer erneuten Luxation, wenn der Wert > 4 Punkte überschreitet
Risikofaktoren (Odds Ratio)
Punkte
Alter
< 16 a
0
> 16 a
1
Beidseitige Instabilität
nein
0
ja
1
Trochleadysplasie
keine
0
mild
1
schwer
2
Patellahöhe
< 1,2
0
> 1,2
1
TT-TG-Abstand
≤ 16 mm
0
> 16 mm
1
Patella-Tilt
≤ 20°
0
> 20°
1
Gesamtpunkteanzahl
0–7

Zusammenfassung

Die operative Stabilisierung der Patella bleibt eine Herausforderung, ein allgemein gültiges „Kochrezept“ gibt es nicht. Essenziell ist die Erfassung aller Risikofaktoren und die Erstellung eines individuellen Therapiekonzeptes, je nach vorliegender Pathologie und Alter. Die Autoren empfehlen eine Behandlung durch eine spezialisierte Abteilung mit entsprechenden Fallzahlen.
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