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Iod

Verfasst von: D. Meißner und T. Arndt
Iod
Synonym(e)
Jod
Englischer Begriff
iodine
Definition
Iod (chemisches Symbol: I) gehört zur Gruppe der Halogene, hat die Ordnungszahl 53 und ist ein essenzielles Spurenelement.
Struktur
Iod kommt in den Oxidationsstufen von −1 bis +7 vor. Im menschlichen Organismus liegt es hauptsächlich als Iodid oder als Bestandteil der Hormone Triiodthyronin (Triiodthyronin, gesamt) und Thyroxin (Thyroxin, gesamt) vor. Mehrere Isotope (123I, 125I, 131I) werden zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken verwendet.
Molmasse
Relative Atommasse: 126,905.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Iod wird als Iodid oder organisch gebunden mit der Nahrung zugeführt, im proximalen Intestinaltrakt resorbiert und über das Blut in die Schilddrüse transportiert, wo es mithilfe eines Transporters, dem Natrium-Iodid-Symporter, in den Thyreozyten angereichert wird und nach Oxidation (Thyreoperoxidase, TPO) zur Synthese der Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Tetraiodthyronin (Thyroxin, T4) beiträgt. In der Schilddrüse werden 75 % des Iods gespeichert. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich mit dem Urin, daneben über Schweiß und Stuhl.
Körperbestand: 10–20 mg. Bedarf: Männer 75 μg/Tag, Frauen 65 μg/Tag. Empfohlene Zufuhr: 200 μg/Tag (Schwangere 230 μg/Tag, Stillende 260 μg/Tag). Tolerierbare Aufnahme pro Tag: 15 μg/kg KG. Iodreich sind Seefische, Lebertran, Milch, Eier, Vollkorn. Eine wichtige Iodquelle ist iodiertes Speisesalz.
Halbwertszeit
Schilddrüse, Ganzkörper: 138 Tage, diverse Organe: 7–14 Tage.
Funktion – Pathophysiologie
Die größte Bedeutung hat Iod als Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Die Hauptursache von Schilddrüsenfunktionsstörungen ist der Iodmangel, der in Mitteleuropa mit einer deutlichen Zunahme von Nord nach Süd weit verbreitet ist. Merkmale der unzureichenden Iodversorgung sind erhöhtes Wachstum der Schilddrüse (Struma) und die Bildung von kalten und heißen Knoten. Iodmangel in der Schwangerschaft kann zu schweren Schädigungen des Föten führen (Unterfunktion der Schilddrüse, Kretinismus). Von Experten wird gefordert, dem Iodmangel durch den Einsatz von iodiertem Speisesalz zu begegnen. Empfohlen wird eine tägliche Aufnahme zwischen 180 und 250 μg Iod, abhängig von Alter und Bedarf. In Deutschland hat sich der Versorgungszustand infolge der konsequenten Iodsubstitution in den letzten Jahren stark verbessert. Obwohl der o. g. Unterschied zwischen Nord und Süd in Deutschland nicht mehr zu beobachten ist, gilt Deutschland weiterhin als ein Gebiet mit mildem Iodmangel. Nebenwirkungen in Form von Fehlfunktionen der Schilddrüse oder Allergien sind erst ab Mengen von mehr als 1 mg/Tag zu erwarten.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum,Urin.
Probenstabilität
Proben nach Möglichkeit ohne Zeitverzug untersuchen oder sofort nach der Materialgewinnung einfrieren und bei −20 °C aufbewahren.
Präanalytik
Alle Geräte, Gefäße und Chemikalien müssen iodfrei sein. Nach dem Reinigen Tenside, die die Analytik stören, sorgfältig abspülen (Triton X-100 stört nicht).
Analytik
Fotometrie (Sandell-Kolthoff-Reaktion), Neutronenaktivierungsanalyse (NAA), Ionenchromatographie.
Konventionelle Einheit
μg/L.
Internationale Einheit
μmol/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
μmol/L = 0,00788 × μg/L, μg/L = 126,905 × μmol/L.
Referenzbereich – Erwachsene
Die Referenzwerte unterliegen nach wie vor starken regionalen Schwankungen. Deshalb ist zu empfehlen, sich im konkreten Fall an den Angaben des diagnostischen Labors zu orientieren. Serum: 40–80 μg/L (0,31–0,63 μmol/L) (Brätter 1992). Urin: Von der WHO werden mindestens 100 μg/L als „normal“ gefordert. In neuen Studien wurden in Deutschland für größere Personengruppen Mittelwerte zwischen 111 und 156 μg/L gefunden (Gärtner 2013).
Referenzbereich – Kinder
s. Erwachsene.
Indikation
Verdacht auf Iodmangel.
Interpretation
Die Iodversorgung wird durch die Bestimmung im Urin beurteilt. Die Ausscheidung soll mindestens 100 μg/L oder 150 μg/Tag betragen. Sie liegt in Deutschland jedoch bei 20–30 % der Bevölkerung darunter. Nach WHO-Kriterien gelten 100–199 μg/L als „optimal“, <20 μg/L als „schweres Defizit“, 20–40 μg/L als „moderater Mangel“, 200–299 μg/L als „mehr als adäquat“ und >299 μg/L als „mögliche Überversorgung“.
Diagnostische Wertigkeit
Beurteilung der Iodversorgung und des Iodstatus.
Literatur
Brätter P, Wissenschaftlicher Beirat (1992) Mineralstoffe und Spurenelemente. Leitfaden für die ärztliche Praxis. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh
Gärtner R (2013) Nutzen-Risiko-Bewertung von Mineralstoffen und Spurenelementen. KIT Scientific Publishing, Karlsruhe, S 42–57
Köhrle J (2002) Iod. In: Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K (Hrsg) Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, S 172–182
Zimmermann MB (2008) Jodine requirements and the risk and benefits of connecting iodine defiency in populations. J Trace Med Biol 22:8192