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Partikel-verstärkter turbidimetrischer Immunoassay

Verfasst von: G. Töpfer
Partikel-verstärkter turbidimetrischer Immunoassay
Synonym(e)
PETIA
Englischer Begriff
particle enhanced turbidimetric immunoassay
Definition
Basierend auf dem Prinzip der Immunturbidimetrie werden Latexpartikel mit Antikörpern (s. Antikörper) oder Antigenen (Antigen) beladen und mit dem zu messenden Analyten (s. Analyt) in Kontakt gebracht. Die entstehenden Agglutinate absorbieren das Licht, und die resultierende Abschwächung des durch die Messküvette durchtretenden Lichtstrahls wird gemessen. Das Signal der Lichtabsorption ist über einen eingeschränkten Bereich proportional zur Konzentration des Analyten.
Physikalisch-chemisches Prinzip
Zum allgemeinen Prinzip der Partikel-verstärkten Immunoassays Latex-Agglutination, Partikel-verstärkter nephelometrischer Immunoassay. Im PETIA werden die dreidimensionalen Partikel-Antikörper-Antigen-Agglutinate nach dem Prinzip der Immunturbidimetrie mittels fotometrischer Absorptionsmessung bei 334–340 nm erfasst. Das Messsignal ist nur eingeschränkt linear von der Konzentration des Analyten abhängig und folgt nicht dem Lambert-Beer-Gesetz. Eine lineare Abhängigkeit ist lediglich im Bereich niedriger oder mittlerer Konzentrationen des Analyten zu beobachten; bei höheren Konzentrationen weicht die Kurve zunehmend vom linearen Verlauf ab Heidelberger-Kurve). Hieraus resultiert ein geringerer Messbereich als in der Immunnephelometrie. Im Vergleich mit der Partikel-freien Immunturbidimetrie besitzt die PETIA ein deutlich höheres Absorptionssignal in Abhängigkeit von der Konzentration (Signal-Response) und somit eine um den Faktor 1000 höhere Sensitivität. Darüber hinaus besitzt sie aufgrund der kovalenten Immobilisierung (s. o.) eine deutlich erhöhte Reagenzienstabilität.
Die eingesetzten Antikörper sowie die zu bestimmenden Antigene müssen mindestens 2 Bindungsstellen (Paratope bzw. Epitope) aufweisen, um ein dreidimensionales Netzwerk bilden zu können. Deshalb werden als Antikörper vorzugsweise polyklonale Antikörper eingesetzt und ist eine Bestimmung von Haptenen in der Regel nicht möglich. Diese lassen sich mit einem Partikel-verstärkten Immuninhibitionstest nachweisen, bei dem sich die Sensitivität gegenüber dem direkten Verfahren nochmals um den Faktor 10 steigern lässt. Hierbei werden definierte Mengen an mit Antigen oder Hapten beschichteten Latexpartikeln mit den korrespondierenden Antikörpern agglutiniert und die Agglutination durch das freie Antigen/Hapten in der zu bestimmenden Probe inhibiert. Das Absorptionssignal ist somit reziprok proportional zu der Konzentration des Analyten. Allerdings wird dieses Prinzip im Gegensatz zur PENIA nur selten angewandt.
Einsatzgebiet
  • Serumproteine
  • Hormone
  • Pharmaka (PENIA)
Untersuchungsmaterial
Serum, Liquor, Urin, Pleuraflüssigkeit.
Instrumentierung
Turbidimeter, Immunturbidimetrie.
Spezifität
Die Spezifität wird im Wesentlichen durch die Spezifität und Reinheit des eingesetzten Antikörpers bzw. der eingesetzten Antigene/Haptene bestimmt. Hierbei sind Kreuz- oder Multireaktivitäten auszuschließen. Rheumafaktoren sind per se Störfaktoren von Latexagglutinationstesten, da die an der Oberfläche von Partikeln in hoher Dichte gebundenen Antikörper vom IgG-Typ von Rheumafaktoren als alteriertes IgG erkannt werden. Diese müssen durch Zugabe von Kaninchen-IgG absorbiert werden. In seltenen Fällen können Autoantikörper Epitope der zu bestimmenden Antigene maskieren.
Sensitivität
Ca. 0,01 mg/L (methoden- und parameterabhängig).
Fehlermöglichkeit
Praktikabilität – Automatisierung – Kosten
Bewertung – Methodenhierarchie (allg.)
Immunnephe lometrie.
Literatur
Kaboord B, Perr M (2008) Isolation of proteins and protein complexes by immunoprecipitation. Methods Mol Biol 424:349–364CrossRefPubMed
Litchfield WJ, Craig AR, Frey WA, Leflar CC, Looney CE, Luddy MA (1984) Novel shell/core particles for automated turbidimetric immunoassays. Clin Chem 30:1489–1493PubMed