Antikörper bilden mit
Antigenen netzartige dreidimensionale Bindungen aus, wenn der Antikörper mehr als eine Bindungsstelle (Paratop) für das Antigen und das Antigen mehr als eine Bindungsstelle (
Epitop) für den Antikörper aufweist. Damit sind
Fab-Fragmente (nur ein Paratop) und monoklonale Antikörper als Partner von Antigenen (oder Haptenen) ohne mehrere identische Epitope nicht zur Vernetzung (Präzipitationsreaktion) in der Lage. Bei Vorhandensein von geeigneten Antikörper-Antigen-Kombinationen kann die bei der Bildung der Antigen-Antikörper-Komplexe stattfindende Reaktion anhand der
Heidelberger-Kurve beschrieben werden. Die Präzipitationsreaktion (Trübungsreaktion) findet in Lösung 30–240 Minuten nach der Zugabe des Antikörpers zum Antigen (z. B. Serumverdünnung) ihren Abschluss (die Antigen-Antikörper-Komplexe bestehen dann bei einer Größe von 0,5 μm aus etwa je 200 Antigen- und Antikörpermolekülen). Besonders geeignet für eine Verkürzung dieser Reaktionszeit auf wenige Minuten ist der Zusatz von 4 % Polyethylenglykol 6000 (PEG-6000). Der PEG-Zusatz weitet außerdem das Messintervall aus (Verschiebung vom
Äquivalenzpunkt zu höheren Antigenkonzentrationen) und senkt die
Nachweisgrenze auf ein bis zwei Drittel. Die Nachweisgrenze kann weiter gesenkt werden, wenn die Antikörper oder F(ab)
2-Fragmente am Latexmikropartikel meist kovalent gebunden werden. Diese quantitative
partikelverstärkte Immunnephelometrie (
Latex-Agglutination) hat eine 1000-fach abgesenkte Nachweisgrenze gegenüber dem Verfahren ohne Latex. Üblich ist die Verwendung von 180–250 nm großer Polystyrolpartikel, wobei ausgenutzt wird, dass die Lichtstreuung in Vorwärtsrichtung (
Mie-Streuung) mit der sechsten Potenz des Durchmessers der streuenden Partikel ansteigt. Werden 200 nm große Polystyrolpartikel mit Antigen beladen und Antikörper in einer Konzentration vor dem
Äquivalenzbereich ebenfalls als Reagenz zugegeben, dann verringert das Antigen der Probe diese Antikörperkonzentration und damit das Streusignal. Solche Inhibitionsteste weisen eine weitere Empfindlichkeitssteigerung um eine Zehnerpotenz auf. Bei der Lichtquelle werden hohe Anforderungen an Lichtintensität und Stabilität gestellt. Üblich sind
Laser (z. B. Helium, Neon) oder Hochleistungsleuchtdioden (LED). Üblich ist die Verwendung des Fixed-time-Verfahrens, d. h., der erste Messpunkt liegt etwa 15 Sekunden nach der Antikörperzugabe, der zweite Messpunkt z. B. 6 Minuten danach.