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Thrombelastographie

Verfasst von: T. Stief und P. Kiefer
Thrombelastographie
Synonym(e)
Rotationsthrombelastographie; TEG
Englischer Begriff
thromboelastography; thromboelastometry
Definition
Die Thrombelastographie ist eine Methode, um in Nativblut (oder Citratblut) die Hämostase unter niedrigen Scherstressbedingungen dynamisch zu messen. Die Gerinnselfestigkeit wird kontinuierlich aufgezeichnet.
Physikalisch-chemisches Prinzip
In der klassischen Methode nach Hartert (im Jahr 1948) wird eine Küvette mit Nativblut gefüllt und ein mit einem Torsionsdraht verbundener Kolben in die Probe eingeführt. Anschließend bewegt sich die Küvette um den Kolben in einem kleinen Winkel vor und zurück. Der Torsionsdraht wird mit einem Lichtzeiger (optische Messung) oder einem magnetischen Detektor verbunden, und die Bewegung des Kolbens wird auf einem Film registriert. Mit zunehmender Gerinnselbildung werden Scherkräfte auf den Kolben wirksam und die Drehung der Küvette überträgt sich auf den Kolben, wodurch dieser entsprechend ausgelenkt wird. Die Zeit bis zum Beginn der Auslenkung des Kolbens wird als Reaktionszeit (r-Zeit) und die Zeit vom Beginn der Auslenkung des Kolben bis zu einer festgelegten Amplitude (z. B. 60 % der Maximalamplitude) wird als Fibrinbildungszeit (k-Zeit) bezeichnet. Nachfolgend ist die TEG unter verschiedenen Hämostasebedingungen dargestellt.
Einsatzgebiet
Als Globaltest der Bluthämostase im Zentrallabor oder gegebenenfalls als POCT-Gerät im operativen Bereich.
Untersuchungsmaterial
Citratblut oder Nativblut.
Instrumentierung
ROTEM.
Fehlermöglichkeit
Problematisch ist, Nativblut standardisiert in die Küvette zu bringen (unterschiedliche Entnahmebedingungen, unterschiedliche Entnahmesysteme, unterschiedliche Stauzeiten); die Küvettenwand gehört zur Probenmatrix (= alles was F12/PK umgibt) und kann unterschiedlich die intrinsische Gerinnung starten.
Praktikabilität – Automatisierung – Kosten
Als POCT-Methode (Patientennahe Sofortdiagnostik) bedingt geeignet, Durchführung in Zentrallabor durch geschultes Personal valider als Durchführung in der Hektik der Notaufnahme/oder des OP.
Bewertung – Methodenhierarchie
Globaltest. Durch die Anwendung aktivierter Analysen wird die Messung beschleunigt, sodass ca. 15 min nach der Entnahme der Probe eine Aussage über Fibrinbildung und Thrombozytenfunktion zur Verfügung steht. Der Test ist allerdings bei starker intrinsischer oder extrinsischer Aktivierung so grob wie die APTT oder die Prothrombinzeit. Moderne ultraspezifische Teste der Thrombingenerierung wie INCA („intrinsic coagulation activity assay“) oder EXCA („extrinsic coagulation activity assay“) sind der TEG weit überlegen. Der RECA („recalcified coagulation activity assay“) ist mehr als 1000-fach empfindlicher als die nicht aktivierte TEG. Zur direkten Erfassung einer Hyperfibrinolyse ist die sofortige Zentrallaborbestimmung von Plasmininhibitor/Plasminogen/Fibrinogen/D-Dimer dem TEG vorzuziehen.
Literatur
Calatzis A, Heesen M, Spannagl M (2003) Patientennahe Sofortdiagnostik von Hämostaseveränderungen in der Anästhesie und Intensivmedizin. Anaesthesist 52:229–237CrossRefPubMed