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Pädiatrie
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Publiziert am: 24.12.2018

Krankheiten der Tränenwege bei Kindern und Jugendlichen

Verfasst von: Bettina Wabbels
Die häufigste kindliche Tränenwegserkrankung ist die Dakryostenose bei Säuglingen durch fehlende Öffnung der Hasner-Klappe. Durch Tränenwegsmassage gelingt die Öffnung meist bis zum 12. Lebensmonat. Tränendrüsenentzündungen (Dakryoadenitis) sind im Kindesalter selten, bei akuter Dakryozystitis (Entzündung des Tränensacks) ist in der Regel eine systemische Antibiotikatherapie erforderlich.
Die häufigste kindliche Tränenwegserkrankung ist die Dakryostenose bei Säuglingen durch fehlende Öffnung der Hasner-Klappe. Durch Tränenwegsmassage gelingt die Öffnung meist bis zum 12. Lebensmonat. Tränendrüsenentzündungen (Dakryoadenitis) sind im Kindesalter selten, bei akuter Dakryozystitis (Entzündung des Tränensacks) ist in der Regel eine systemische Antibiotika-Therapie erforderlich.

Dakryoadenitis

Die Dakryoadenitis (Tränendrüsenentzündung) ist in der Kindheit selten. Sie kann akut mit Mumps oder infektiöser Mononukleose auftreten. Die chronische Form, die ebenfalls mit einer Schwellung der Tränendrüse verbunden ist, ist manchmal im Rahmen von Systemerkrankungen, insbesondere bei Sarkoidose und Tuberkulose, zu finden.

Sicca-Syndrom

Das Sicca-Syndrom (sog. trockene Augen) kann u. a. im Rahmen eines Sjögren-Syndroms oder eines Riley-Day-Syndroms (familiäre Dysautonomie) auftreten. Eine verminderte Tränenproduktion kann auch als Folge von Entzündungen bzw. nach einem Stevens-Johnson-Syndrom vorhanden sein und u. U. Hornhautgeschwüre und -narben verursachen.
Therapie
Therapeutische Maßnahmen sind: sog. künstliche Tränen als Augentropfen, Verschluss der Tränenpünktchen und in ausgeprägten Fällen ggf. Tarsorrhaphie (teilweiser Verschluss der Lidspalte).

Dakryostenose

Die Dakryostenose betrifft die ableitenden Tränenwege: Die von der Tränendrüse bzw. den akzessorischen Tränendrüsen gebildete Flüssigkeit wird über Tränenpünktchen, Tränenröhrchen (Canaliculi), Tränensack und anschließend durch den Ductus nasolacrimalis in den von der unteren Nasenmuschel bedeckten Bereich der Nase transportiert. Ein angeborener Verschluss der Tränenpünktchen oder eine Entwicklungsmissbildung der Canaliculi ist selten.
Bei seit Geburt vorhandenem Tränen und ggf. Eiterabsonderung findet sich meist eine fehlende Öffnung der Hasner-Klappe am Eingang zur Nase. Das Tränen (Epiphora) tritt nicht nur beim Weinen des Kindes, sondern auch bei Windzug und vermehrt bei Erkältungen auf und ist manchmal sogar ständig vorhanden. Häufig ist der nasale Lidwinkel eitrig verklebt, auf Druck im Bereich des Tränensacks entleert sich eitriges Sekret. Die Konjunktiva (Bindehaut) bleibt im Gegensatz zur Konjunktivitis typischerweise weiß.
Therapie
Die Therapie besteht in einer mehrmals täglich durchzuführenden Massage des Tränensacks mit streichenden, nach unten gerichteten Bewegungen. Zusätzlich wirksam sind auch abschwellende Augen- wie auch Nasentropfen. In der Mehrzahl der Fälle öffnet sich die Hasner-Klappe bis ca. zum 12. Lebensmonat. Ist dies nicht der Fall, ist eine Intubationsnarkose angezeigt mit Spülung der Tränenwege (falls erforderlich mit Überdruck), ggf. eine Sondierung der ableitenden Tränenwege. Ist danach die Durchgängigkeit bei einer Spülung nicht ausreichend gegeben, sollte ein Silikonröhrchen zwischen nasalem Lidwinkel und Naseninnerem gelegt werden. Wird dieses nach 3–6 Monaten entfernt, besteht fast immer Beschwerdefreiheit.

Akute Dakryozystitis

Die akute Dakryozystitis manifestiert sich als Schwellung und Rötung, später als eitrige Einschmelzung im Bereich des Tränensacks.
Therapie
Die Krankheit wird behandelt durch systemische Gabe von Antibiotika (Amoxicillin und Clavulansäure oder Sultamicillin), ggf. nach Resistenztestung. Eventuell ist eine Punktion des Eiters oder eine Inzision der Haut erforderlich. In der akuten Phase sollte keine Tränenwegsondierung erfolgen!

Kongenitale Dakryo(zysto)zele

Die kongenitale Dakryo(zysto)zele (auch Mukozele genannt) ist eine primär nicht entzündliche bläulich livide Tränensackaussackung meist mit Schleim und Eiter gefüllt. In einigen Fällen verschwindet die Schwellung innerhalb der ersten beiden Lebenswochen, evtl. unterstützt durch leichten Druck, sonst sollte eine Mukozelenexpression mit Silikonschlauchintubation zur Nase erfolgen. Kommt es zur Entzündung, sind antibiotische Augentropfen (z. B. Ofloxacin AT), ggf. systemisch Antibiotika angezeigt. Differenzialdiagnostisch ist an eine Meningo(enzephalo)zele zu denken, in Zweifelsfällen sollte eine MRT durchgeführt werden.
Weiterführende Literatur
Busse H (2004) Konnatale Dakryostenosen. Ophthalmologe 101:945–956CrossRef
Grehn F (2011) Augenheilkunde. Springer, Heidelberg
Grewe S (2010) Therapie der konnatalen Tränenwegsstenose. Klin Monatsbl Augenheilkunde 227:564–567CrossRef