Die häufigste kindliche Tränenwegserkrankung ist die Dakryostenose bei Säuglingen durch fehlende Öffnung der Hasner-Klappe. Durch Tränenwegsmassage gelingt die Öffnung meist bis zum 12. Lebensmonat. Tränendrüsenentzündungen (Dakryoadenitis) sind im Kindesalter selten, bei akuter Dakryozystitis (Entzündung des Tränensacks) ist in der Regel eine systemische Antibiotika-Therapie erforderlich.
Dakryoadenitis
Die Dakryoadenitis (Tränendrüsenentzündung) ist in der Kindheit selten. Sie kann akut mit
Mumps oder infektiöser Mononukleose auftreten. Die chronische Form, die ebenfalls mit einer Schwellung der Tränendrüse verbunden ist, ist manchmal im Rahmen von Systemerkrankungen, insbesondere bei
Sarkoidose und
Tuberkulose, zu finden.
Sicca-Syndrom
Das Sicca-Syndrom (sog. trockene Augen) kann u. a. im Rahmen eines
Sjögren-Syndroms oder eines Riley-Day-Syndroms (familiäre Dysautonomie) auftreten. Eine verminderte Tränenproduktion kann auch als Folge von Entzündungen bzw. nach einem
Stevens-Johnson-Syndrom vorhanden sein und u. U. Hornhautgeschwüre und -narben verursachen.
Dakryostenose
Die Dakryostenose betrifft die ableitenden Tränenwege: Die von der Tränendrüse bzw. den akzessorischen Tränendrüsen gebildete Flüssigkeit wird über Tränenpünktchen, Tränenröhrchen (Canaliculi), Tränensack und anschließend durch den Ductus nasolacrimalis in den von der unteren Nasenmuschel bedeckten Bereich der Nase transportiert. Ein angeborener Verschluss der Tränenpünktchen oder eine Entwicklungsmissbildung der Canaliculi ist selten.
Bei seit Geburt vorhandenem Tränen und ggf. Eiterabsonderung findet sich meist eine fehlende Öffnung der Hasner-Klappe am Eingang zur Nase. Das Tränen (Epiphora) tritt nicht nur beim Weinen des Kindes, sondern auch bei Windzug und vermehrt bei Erkältungen auf und ist manchmal sogar ständig vorhanden. Häufig ist der nasale Lidwinkel eitrig verklebt, auf Druck im Bereich des Tränensacks entleert sich eitriges Sekret. Die Konjunktiva (Bindehaut) bleibt im Gegensatz zur Konjunktivitis typischerweise weiß.
Akute Dakryozystitis
Die akute Dakryozystitis manifestiert sich als Schwellung und Rötung, später als eitrige Einschmelzung im Bereich des Tränensacks.
Kongenitale Dakryo(zysto)zele
Die kongenitale Dakryo(zysto)zele (auch Mukozele genannt) ist eine primär nicht entzündliche bläulich livide Tränensackaussackung meist mit Schleim und Eiter gefüllt. In einigen Fällen verschwindet die Schwellung innerhalb der ersten beiden Lebenswochen, evtl. unterstützt durch leichten Druck, sonst sollte eine Mukozelenexpression mit Silikonschlauchintubation zur Nase erfolgen. Kommt es zur Entzündung, sind antibiotische Augentropfen (z. B. Ofloxacin AT), ggf. systemisch
Antibiotika angezeigt. Differenzialdiagnostisch ist an eine Meningo(enzephalo)zele zu denken, in Zweifelsfällen sollte eine MRT durchgeführt werden.
Weiterführende Literatur
Busse H (2004) Konnatale Dakryostenosen. Ophthalmologe 101:945–956
CrossRefGrehn F (2011) Augenheilkunde. Springer, Heidelberg
Grewe S (2010) Therapie der konnatalen Tränenwegsstenose. Klin Monatsbl Augenheilkunde 227:564–567
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