Zusammenfassung
Im Alter von 22 Jahren traten bei Frau R. wiederholt Attacken mit einem komischen Gefühl im Bauch auf, nachfolgend kam es zu Herzrasen und Schwindel. Sie rede komische Dinge, vollführe komplexe Handlungen und lege gelegentlich ein aggressives Verhalten an den Tag. Die Dauer solcher Attacken wurde mit 2–4 Minuten angegeben. Frau R. habe daran keine Erinnerung. Einmal kam es im Rahmen einer solchen Attacke zu einem Verkehrsunfall, sie kam auf gerader Stecke von der Fahrbahn ab. Ein ambulant angefertigtes EEG wies eine fokal erhöhte Anfallsbereitschaft frontotemporal links auf. Daraufhin wurde Frau R. mit der Diagnose komplex-fokale Epilepsie mit gelegentlicher sekundärer Generalisation auf Valproat eingestellt und die Anfälle blieben aus. Sie wurde in die Klinik eingewiesen, um bei bestehendem Kinderwunsch eine Umstellung der antiepileptischen Medikation vorzunehmen. Das Routine-EEG unter Valproat zeigte keine Anfallsbereitschaft, in der Polysomnografie waren Zeichen erhöhter generalisierter Anfallsbereitschaft nachweisbar. Die zerebrale MRT war komplett unauffällig. Lamotrigin wurde mit 12,5 mg begonnen und die Steigerung entsprechend den Vorgaben der Fachinformation geplant mit der Zieldosis von 100 mg pro Tag. Valproat sollte nach Erreichen der Zieldosis von Lamotrigin ausgeschlichen werden. Diese Umstellung verlief problemlos, Lamotrigin wurde gut vertragen und es traten keine Anfälle auf. Drei Jahre später stellte sich Frau R. aufgrund eines generalisierten epileptischen Anfalls vor. Zu dem Zeitpunkt war sie in der 27. Woche schwanger, weshalb ambulant Lamotrigin um 25 mg erhöht wurde. Der Lamotrigin-Spiegel betrug 0,6 mg/l (therapeutischer Bereich 3–14 mg/l), weshalb wir eine weitere Erhöhung um 25 mg vornahmen. Zudem wurde Folsäure mit 5 mg pro Tag hinzugegeben. Das EEG zeigte keine Anfallsbereitschaft, aber eine Zunahme der subkortikalen Funktionsstörung, die am ehesten als Anfallsfolge gewertet wurde. Die gynäkologische Untersuchung einschließlich CTG war unauffällig. In klinisch-neurologisch unauffälligem Zustand wurde sie nach 5 Tagen entlassen. Vier Tage später wurde Frau R. aufgrund von rezidivierenden, primär komplex-fokalen und sekundär generalisierten Anfällen erneut in das Krankenhaus eingewiesen. Laut fremdanamnestischen Angaben der Mutter sei Frau R. zu Hause wesensverändert gewesen und nach ihrer Meinung seien wiederholt Auren aufgetreten.