Nur Epilepsie steigert die Gefahr zu ertrinken

Lediglich epilepsiekranke Kinder ertrinken häufiger als gesunde. Bei anderen Leiden wie Asthma oder geistigen Behinderungen besteht offenbar keine erhöhte Gefahr. Wenn der Nachwuchs nicht gerade an einer Epilepsie leidet, müssen sich Eltern von Kindern mit chronischen Erkrankungen keine übermäßigen Sorgen machen: Die Gefahr, dass ihr Kind ertrinken könnte, ist nicht höher als bei Gesunden. Diese beruhigende Botschaft geht aus einer Studie der Royal Life Saving Society in Sydney hervor. Ein Team um Dr. Richard Franklin hat bei sämtlichen Kindern unter 14 Jahren, die zwischen 2002 und 2012 in Australien ertrunken sind, geschaut, ob diese auch an Grunderkrankungen gelitten hatten, die eine Notsituation herbeigeführt oder begünstigt haben könnten. Dazu zählten sie vor allem Epilepsie, Asthma, Autismus, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen sowie neuromuskuläre Krankheiten. Für die Analyse konnten sie auf nationale Register zurückgreifen, die beanspruchen, sämtliche gemeldete Todesfälle durch Ertrinken abzudecken. Ausgeschlossen haben sie Todesfälle durch Fremdeinwirkung, also etwa Hai- und Krokodilattacken, Bootsunfälle, vorsätzliche Tötungen sowie Suizide. Jedes zehnte ertrunkene Kind war chronisch krank Nach diesen Registerdaten sind in Australien in zehn Jahren knapp 2900 Menschen unbeabsichtigt ertrunken, darunter befanden sich 468 Kinder (16%). Zwei Drittel der Kinder waren Jungen, 53 (11,3%) hatten eine bekannte Grunderkrankung. Letztere ertranken weitgehend unter denselben Umständen wie Kinder ohne Grunderkrankungen. So kam ein Drittel in Schwimmbädern und privaten Schwimmbecken um, jedes Fünfte starb in Badewannen, ebenso viele ertranken in Flüssen. Die Hälfte fiel unbeabsichtigt ins Wasser, jeweils etwas mehr als ein Fünftel kam beim Schwimmen und Baden um, bei 4% war Alkohol im Spiel. Etwa die Hälfte der Todesfälle ereignete sich in größeren Städten, nur die wenigsten starben in abgelegenen Regionen oder im Urlaub. 19 der 53 Kinder mit Grunderkrankungen (36%) hatten eine Epilepsie. Ihr Anteil an allen ertrunkenen Kindern lag bei 4,1 % und war damit rund vierfach höher als in der übrigen Bevölkerung. Bei 13 Kindern (2,8%) hatten Ärzte zuvor Autismus oder Entwicklungs- und Verhaltensprobleme diagnostiziert. Dieser Anteil war jedoch nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung (2,4%). Kinder mit geistigen Behinderungen waren bei den Ertrunkenen deutlich unterrepräsentiert – ihr Anteil lag bei rund 1%, in der übrigen Bevölkerung sind es 4%. Auch Asthmakranke waren mit 1% versus 10% unterrepräsentiert. Nur zwei der Ertrunkenen hatten neuromuskuläre Probleme – mehr wären statistisch auch nicht zu erwarten gewesen. Bei Epilepsie nur Schwimmen unter Aufsicht empfohlen Die Forscher um Franklin gehen davon aus, dass Kinder mit Asthma das Wasser instinktiv scheuen. Kinder mit intellektuellen Problemen oder schweren körperlichen Störungen stünden vermutlich unter verstärkter elterlicher Beobachtung oder seien gar nicht erst in der Lage, sich eigenständig in Gefahr zu bringen. Allerdings lag die Zahl der Ertrunkenen mit solchen Problemen im einstelligen Bereich und ist damit kaum aussagekräftig. Ob die Grunderkrankungen tatsächlich zum Unglück beigetragen haben, ließ sich nicht immer feststellen, aber häufig ausschließen. Bei einem Kleinkind etwa, das sich von einem Picknick entfernt hatte und in einen Tümpel fiel, dürfte die zystische Fibrose keine Bedeutung gehabt haben. Nach der genauen Analyse der Umstände konnten die Forscher um Franklin bei 16 der Kinder einen Einfluss der Grunderkrankungen auf den Unfall ausschließen, dies war aber nur bei 3 der 19 Kinder mit Epilepsie der Fall, bei den übrigen sei ein epileptischer Anfall wohl der Grund für das Ertrinken gewesen. Zwei Drittel der Epilepsiekranken starben im häuslichen Umfeld – keines war zu diesem Zeitpunkt beaufsichtigt worden. Kinder mit Epilepsie könnten durchaus ohne größere Risiken schwimmen, wenn sie ihre Medikamente nehmen und darunter mindestens sechs bis zwölf Monate anfallsfrei sind, schreiben die australischen Lebensretter. Allerdings sollte auch dann jemand in der Nähe sein, der sie im Blick behält.

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