Kognition nach frontaler Lobektomie besser als angenommen

Jeder zweite Epilepsiepatient hat nach einer frontalen Lobektomie keine nennenswerten kognitiven Einschränkungen. Vor allem jüngere Patienten erholen sich danach wieder gut. Eine frontale Lobektomie ist die zweithäufigste Form der Epilepsiechirurgie bei therapieresistenten Anfällen. In der Literatur kursieren zahlreiche Folgeerscheinungen wie Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, der Sprache, des logischen Denkens und der Exekutivfunktionen. Allerdings stammten diese größtenteils aus sehr kleinen Studien und Fallberichten, zudem seien in solchen Studien häufig keine validierten kognitiven Testbatterien verwendet worden, bemängeln Neurologen um Dr. Robyn M. Busch von der Cleveland Clinic. Es sei daher noch weitgehend unklar, wie häufig solche Defizite nach einer Op. tatsächlich auftreten. Das Team um Busch schaute daher in den Akten des eigenen Epilepsiezentrums nach und fand 90 erwachsene Epilepsiekranke, die sich zwischen 1989 und 2014 einer frontalen Lobektomie unterzogen hatten. Bei allen hatten die Ärzte vor und etwa acht Monate nach dem Eingriff routinemäßig die kognitiven und motorischen Fähigkeiten mit einer Testbatterie geprüft, wenngleich sich die einzelnen Tests über die 25 Jahre hinweg stetig änderten, sodass nicht für alle Patienten zu allen untersuchten Fähigkeiten Daten vorliegen. Verbesserungen bei 10–17% Bei der Op. waren die Betroffenen im Schnitt 30 Jahre alt und litten seit 16 Jahren an den Anfällen, der IQ lag bei rund 90 Punkten. 42 Patienten hatten den Epilepsieherd in der sprachdominanten Hemisphäre, bei 48 war dies nicht der Fall. Die Studienautoren gingen von einer natürlichen Schwankung bei den Tests von 5% aus. Ohne Op. hätten sich also zwischen der ersten und der zweiten Untersuchung bei den einzelnen Domänen erwartungsgemäß jeweils 5% verschlechtert und 5% verbessert. Dieser Wert wurde bei vielen Einzeltests in beide Richtungen überschritten. So hatten sich beim verbalen IQ 14% verschlechtert und 11% verbessert. Auch beim nichtverbalen IQ wurden häufiger Verschlechterungen (bei 17%) als Verbesserungen (bei 7%) beobachtet. Bei Tests zur Verarbeitungsgeschwindigkeit, Wortflüssigkeit, Problemlösung und Feinmotorik gab es ebenfalls häufiger Verschlechterungen als Verbesserungen, dagegen überwog beim visuellen und verbalen Gedächtnis der Anteil der Patienten mit Verbesserungen. Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und visuellmotorische Verarbeitungsgeschwindigkeit wichen jedoch nicht von den Erwartungswerten ab, hier gab es also keine bedeutsamen Veränderungen. Insgesamt bleiben 48% der Patienten über alle kognitiven Tests hinweg stabil, 42% schnitten in einem oder zwei der 18 Kognitionstests nach der Op. signifikant schlechter ab als zuvor, nur 10% hatten sich in drei oder mehr Tests deutlich verschlechtert. Kognitive Beeinträchtigungen wurden vor allem bei Patienten mit zuvor guten Werten bei den intellektuellen Fähigkeiten sowie bei älteren Betroffenen beobachtet. Patienten mit einer guten Anfallskontrolle nach der Op. verbesserten sich bei Kognitionstests eher, vor allem bei nichtverbaler Intelligenz und nichtverbalem Gedächtnis. Letztlich, so das Fazit von Busch und Mitarbeitern, ist das kognitive Resultat nach der frontalen Lobektomie überraschend gut. Nur vier von zehn Patienten müssen – mit zumeist geringen – Defiziten rechnen, 10–17% können sich sogar über Verbesserungen in einzelnen kognitiven Domänen freuen.

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Kognition nach frontaler Lobektomie besser als angenommen

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