Zusammenfassung
Die Erektionsstörung ist der häufigste Grund eines Mannes, wegen einer sexuellen Funktionsstörung den Arzt aufzusuchen, womit der damit verbundene enorme Leidensdruck und die erheblichen psychosozialen Auswirkungen zum Ausdruck kommen. Als Ursache für gestörte Erektionsfähigkeit (ED – Erektile Dysfunktion) kommt ein breites Spektrum psychischer, interaktioneller und somatischer Faktoren infrage, wobei von allen sexuellen Funktionsstörungen des Mannes die ED die engste Beziehung zu kardiovaskulären Risikofaktoren und zum Lebensalter besitzt und nicht selten Komorbidität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und metabolischen Erkrankungen, insbesondere Diabetes mellitus Typ II, ist. Es besteht Evidenz dafür, dass eine vaskulär bedingte Erektionsstörung Vorhersagewert für eine sich nach 3–5 Jahren manifestierende koronare Herzkrankheit bzw. kardiovaskuläre Ereignisse hat und daher die Möglichkeit bietet, präventiv zu intervenieren. Dies gilt insbesondere für Männer der Altersdekade 40–49. Zu Recht kann die ED als „Signatur-Dysfunktion“ des Mannes bezeichnet werden, weil sie in den vergangenen drei Jahrzehnten wie keine andere Sexualstörung bei Frau oder Mann im Fokus des wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und kommerziellen Interesses gestanden hat. Zugleich kann die ab den 1980er-Jahren intensivierte Erforschung des Erektionsvorgangs und seiner Störungen als Geburtsstunde der modernen Sexualmedizin gewertet werden, weil bis dahin in Ermangelung ausreichender Kenntnisse und Untersuchungsmethoden die ED in der Regel als „psychogen“ klassifiziert wurde. Eine Einteilung der ED in rein organogen oder psychogen ist jedoch wenig sinnvoll, weil sie geradezu ein Paradebeispiel für die enge Verflechtung von organischen, psychischen und sozialen Faktoren ist. Es stehen effektive nichtpharmakologische sowie medikamentöse systemische und topische Behandlungsoptionen zur Verfügung, die sowohl bei psychogenen als auch somatogenen Ursachen, sofern Letztere keine zu weitgehenden Destruktionen verursacht haben, effizient sind. Die Wirksamkeit der medikamentösen Therapie ist jedoch dann am höchsten, wenn sie mit einer sexualmedizinischen Behandlung kombiniert wird, am besten mit Einbeziehung der Partnerin.