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03.05.2022 | Erkrankungen der Schilddrüse | Nachrichten

Befund im Ultraschall

Kugelig oder länglich: Was ist bei Schilddrüsenknoten gefährlicher?

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Bei verdächtigen Schilddrüsenknoten im Ultraschall lohnt es sich offenbar, das Verhältnis von Länge zu Breite zu bestimmen. In einer Studie aus Boston waren rundliche Formen häufiger maligne als längliche. In diesem Punkt widersprechen die Ergebnisse den Leitlinien, nach denen das Kriterium „höher als breit“ eher für ein bösartiges Geschehen spricht.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Schilddrüsenknoten werden häufig per Zufall bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. In solchen Fällen gilt es zu entscheiden, ob man den Patienten weiteren, evtl. invasiven Untersuchungen wie einer Feinnadelaspiration unterzieht oder ob es vertretbar ist, den Knoten nur zu überwachen. Die American Thyroid Association (ATA) hat bereits in ihren Leitlinien von 2015 eine Klassifikation anhand von Ultraschallbefunden vorgeschlagen. Demnach sprechen Mikrokalzifikationen im Knoten, unregelmäßige Ränder, eine bestimmte Form („höher als breit“) sowie Hypoechogenität für ein erhöhtes Malignitätsrisiko. Das Problem ist jedoch, dass sich bis zu 37% der Schilddrüsenknoten in der Praxis nicht in das von der ATA vorgegebene Schema einordnen lassen.

Malignitätsrisiko steigt mit der „Rundlichkeit“

Wie eine Studie aus dem Brigham and Women’s Hospital in Boston jetzt nahelegt, scheint eine längliche Form eher nicht für Malignität zu sprechen, im Gegenteil: In der Studie war das Malignitätsrisiko umso größer, je kugeliger sich ein Knoten im Ultraschall präsentierte, und zwar unabhängig von Alter und Geschlecht der Patienten oder der Knotengröße. Die Forscher um Dr. Theodora Pappa plädieren dafür, das Kriterium „Kugelförmigkeit“ in die Risikostratifizierung von zufällig entdeckten Schilddrüsenknoten aufzunehmen. Den entsprechenden Wert, der sich aus dem Verhältnis des längsten zum kürzesten Durchmesser des Knotens errechnet, könne man leicht im Rahmen einer 3D-Sonografie erheben.

Pappa und ihr Team hatten Daten von Patientinnen und Patienten gesammelt, die zwischen 1995 und 2017 ins Brigham and Women’s Hospital gekommen waren, um einen klinisch relevanten, überwiegend soliden Knoten in der Schilddrüse (Mindestdurchmesser: 1 cm) abklären zu lassen. 83% waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 51 Jahren. Insgesamt hatte man 4282 Knoten definitiv zytologisch abklären können, dabei hatten sich 20% als maligne herausgestellt.

Die Forscher hatten nun retrospektiv geschaut, inwiefern das Verhältnis aus Länge zu Breite mit dem Malignitätsrisiko zusammenhing. Generell gilt, dass eine Form umso kugeliger ist, je mehr sich die Rate dem Wert 1 annähert. Mit zunehmenden Werten wird die Form dagegen mehr und mehr elliptisch.

Tatsächlich konnten die Forscher zeigen, dass das Risiko für ein malignes Geschehen kontinuierlich mit der Annäherung an den Wert 1 zunahm. Rundlichere Knoten seien damit tendenziell gefährlicher, so das Resümee von Pappa und Kollegen. In ihrer Studie war das sowohl bei solitären als auch multiplen Knoten und bei papillären ebenso wie bei follikulären Karzinomen der Fall.

Verhältnis von Länge zu Breite relevant

Die Autoren hatten ihre Ergebnisse stratifiziert: Bei einem Länge-Breite-Verhältnis von über 2 (also deutlich länglichen Knoten) betrug das Krebsrisiko knapp 15%, zwischen 1,5 und 2,0 stieg es auf 20% und bei Werten zwischen 1 und 1,5 auf knapp 26%. Lag das Verhältnis zwischen 1 und 1,5, war das Malignitätsrisiko doppelt so hoch wie bei Werten über 2. Im Mittel wiesen bösartige Knoten ein Länge-Breite-Verhältnis von 1,63 auf, gutartige dagegen von 1,74, ein signifikanter Unterschied.

Anders als in der vorliegenden Studie bezieht sich das ATA-Kriterium „höher als breit“ nicht einfach auf die größten Durchmesser, sondern auf die anteroposteriore Ausdehnung (AP) geteilt durch die Breite des Knotens (W). Größere Werte sollen laut der Fachgesellschaft für ein höheres Malignitätsrisiko sprechen. In einer Subanalyse hatten die Forscher aus Boston gezielt auch dieses Verhältnis untersucht, ein prognostischer Nutzen konnte jedoch nicht gezeigt werden.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Hängt das Länge-Breite-Verhältnis von Schilddrüsenknoten, gemessen per Ultraschall, mit deren Malignitätsrisiko zusammen?

Antwort: Verglichen mit benignen Knoten wiesen maligne Tumoren im Mittel deutlich niedrigere Raten (gegen 1 gehend) auf, was tendenziell eher einer Kugelform entspricht.

Bedeutung: Kugelförmige Schilddrüsenknoten scheinen eher maligne zu sein als längliche. Inwieweit die „Sphärizität“ als Kriterium für Malignität verlässlich ist, müssen weitere Studien zeigen.

Einschränkung: Retrospektive, monozentrische Studie.

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Literatur

Pappa T et al. Thyroid nodule shape independently predicts risk of malignancy. J Clin Endocrinol Metab 2022; https://doi.org/10.1210/clinem/dgac246

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