Steife Leber, hohes Risiko für Leberversagen und Tod

Per Leber-Elastografie lässt sich die Prognose von Personen mit hohem Risiko für eine alkoholische Lebererkrankung gut abschätzen: Eine dauerhaft erhöhte oder zunehmende Steifheit des Leberparenchyms steigert das Risiko für eine Dekompensation oder einen frühen Tod erheblich. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Sterben Menschen an einer Lebererkrankung, liegt das bei jedem zweiten an einem übermäßigen Alkoholkonsum. Umso wichtiger sei es, Alkoholkranke mit einem hohen Risiko für eine dekompensierte Lebererkrankung rechtzeitig zu erkennen, berichten Dr. Katrine Holtz Thorhauge und Mitarbeitende vom Forschungszentrum für Fibrose, Fettleber und Steatohepatitis in Odense in Dänemark. Hier habe sich mittlerweile die Ultraschall-Elastografie etabliert, die eine nichtinvasive Messung der Lebersteifigkeit ermögliche. Allerdings sei noch unklar, welche Veränderungen der Leberelastizität klinisch relevant sind, schreiben die Ärztinnen und Ärzte um Thorauge. Anhand einer eigenen Studie haben sie nun eruiert, wie stark das Risiko für eine Dekompensation und vorzeitigen Tod von der Gewebesteifigkeit abhängt. Daten aus zwei Kohorten Für ihre Untersuchung haben die Forschenden um Thorhauge Angaben zu 536 Personen aus zwei Kohorten mit erhöhtem Risiko für eine alkoholische Lebererkrankung ausgewertet: Die eine Kohorte bestand aus Patienten, die zwischen 2007 und 2020 in einer Wiener Leberklinik behandelt worden waren, die zweite aus Personen, die sich zwischen 2013 und 2018 in einem Alkohol-Reha-Zentrum in Odense oder einer Leberklinik befanden sowie Menschen aus der Allgemeinbevölkerung, die über Anzeigen für das Projekt gewonnen wurden. Bei allen Teilnehmenden war ein exzessiver Alkoholkonsum dokumentiert worden, allerdings bestand noch keine dekompensierte Lebererkrankung. 77% waren Männer, das mittlere Alter betrug 57 Jahre, 36% berichteten zu Beginn über einen anhaltenden exzessiven Alkoholkonsum, 86% hatten eine Fibrose und/oder Steatose. Alle Teilnehmenden unterzogen sich zu Beginn einer transienten Leber-Elastografie. 40% zeigten dabei Werte über 10 kPa – bei ihnen wurde nach dem Baveno-IV-Konsensus eine kompensierte fortgeschrittene chronische Lebererkrankung (cACLD, compensated advanced chronic liver disease) diagnostiziert. Etwa 20% hatten eine schwere cACLD mit Werten ab 25 kPa. Im Laufe von etwas mehr als fünf Jahren dekompensierten 17% aller Beteiligten, 21% starben, 10% starben mit vorhergehender Dekompensation, bei 40% der Verstorbenen war eine Lebererkrankung die Ursache. Nach drei Jahren hatten 97% der Personen ohne cACLD dekompensationsfrei überlebt, mit cACLD waren es nur 69%. Daraus ergibt sich ein rund 19-fach erhöhtes Dekompensationsrisiko für Personen mit cACLD. Über 70% mit cACLD starben oder dekompensierten Knapp 70% der Betroffenen unterzogen sich erneut einer Elastografie, im Mittel nach zwei Jahren, hier ließ sich bei 34% eine cACLD feststellen. Insgesamt dekompensierten aus der Gruppe mit zwei Messungen im Laufe von drei weiteren Jahren 11%, und 15% starben. Die Elastizitätswerte bei der ersten und der zweiten Messung sagten die Dekompensations- und Sterberate ähnlich gut voraus. Zwischen der ersten und zweiten Messung zeigten 14% mit anfangs bestehender cACLD eine klinisch relevante Zunahme der Gewebesteifheit um mindestens 20%, bei 43% nahm sie um mindestens 20% ab, und 13% ohne anfängliche cACLD hatten zwischen beiden Messungen eine solche entwickelt. Analysierte das Team um Thorhauge die Prognose bezogen auf die Elastizitätsveränderungen, schnitten Personen mit anfangs bestehender cACLD und relevanter Zunahme der Steifigkeit am schlechtesten ab: Die Hälfte starb in der Nachbeobachtungsdauer, 61% starben und/oder dekompensierten. Ähnlich ungünstig war die Prognose bei stabil schwerer cACLD, dagegen dekompensierten oder starben nur 27% mit durchgehend milder cACLD (10–25 kPa). Auf ähnlichem Niveau lagen die Dekompensations- und Sterberaten bei Personen mit cACLD und relevanter abnehmender Steifigkeit sowie bei solchen, die eine cACLD neu entwickelt hatten. Von denjenigen, die durchgehend keine cACLD entwickelt hatten, starben hingegen nur 6%, und nur 1% dekompensierte. Für etwa 30% lag lediglich eine Elastizitätsmessung vor. Von diesen Betroffenen mit anfänglicher cACLD starben im Laufe der Nachbeobachtungsdauer 47%, insgesamt 71% starben oder dekompensierten. In der Gruppe ohne cACLD zu Beginn starben 19% und 22% starben oder dekompensierten. „Die Lebersteifigkeit, gemessen durch transiente Elastografie, sagt das Sterberisiko und das Risiko für ein Leberversagen sowohl bei der Diagnose als auch beim Monitoring voraus“, lautet das Fazit der Ärztinnen und Ärzte aus Odense. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie gut sagt die Leberelastizität das Risiko für ein Leberversagen oder einen frühen Tod voraus? Antwort: Bei Werten über 10 kPa ist das Risiko für ein Leberversagen oder einen frühen Tod sehr hoch – über 70% sind innerhalb von fünf Jahren davon betroffen. Anhaltend hohe Steifigkeit sowie eine Zunahme der Steifigkeit bei wiederholten Messungen gehen mit einem ähnlich hohen Risiko für Dekompensation oder Tod einher. Bedeutung: Die Lebersteifigkeit sagt das Sterberisiko und das Risiko für ein Leberversagen sowohl bei der Diagnose als auch beim Monitoring voraus. Einschränkung: Die kleine Zahl von Studienteilnehmern erschwert die Interpretation.

Springer Medizin

Steife Leber, hohes Risiko für Leberversagen und Tod

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

Enzymtherapie als kausale Behandlungsoption bei angeborener Arginase-1-Defizienz

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Enzymtherapie als kausale Behandlungsoption bei angeborener Arginase-1-Defizienz