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21.02.2024 | Fertilität und Kinderwunsch | Kongressbericht | Nachrichten | In Kooperation mit: Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und Stiftung Deutsche Krebshilfe

Ich hab‘ doch alles noch vor mir!

Darmkrebs mit 30: Jüngere Krebskranke richtig betreuen

verfasst von: Friederike Klein

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Menschen, die in jungen Jahren von Darmkrebs betroffen sind, haben andere Beratungs- und Unterstützungswünsche als ältere Darmkrebsbetroffene. Das umfasst nicht nur Kinderwunsch und Fertilitätsprotektion.

Mit 30 Jahren erhielt Alena Burghoff, Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Kamen, die Diagnose Darmkrebs mit isolierter Lebermetastase. Nach dem ersten Schock aufgrund der potenziell tödlichen Erkrankung stand die Frage im Mittelpunkt, wie es für sie persönlich weitergeht. Herausgerissen aus dem Beruf wollte sie wenigstens das berufsbegleitende Studium weitermachen. Die Unterstützung, die sie benötigte, musste sie alleine suchen, berichtete sie – angefangen von der benötigten psychotherapeutischen Hilfe über das Finden einer Rehabilitationsmaßnahme speziell für junge Krebskranke bis hin zur Beantragung des Schwerbehindertenausweises. 

Fortgeschrittene Erkrankung bei Jüngeren häufig

Jüngere Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs weisen häufiger höhere Stadien und damit eine ungünstigere Prognose auf als ältere, berichtete PD Dr. Bruno Köhler vom Darmkrebszentrum des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg. Laut Krebsregister Baden-Württemberg liegt der Anteil an Stadien II und IV bei den unter 50-Jährigen bei 63%, bei über 75-Jährigen bei 46%, sagte Köhler auf dem Deutschen Krebskongress. 

Für die Therapieentscheidung und Versorgung sind auch bei jungen Betroffenen die individuellen Präferenzen wichtig, die sich nach Köhlers Erfahrung oft von den Zielen der Ärztinnen und Ärzte unterscheiden. So wird eine möglichst lange rezidivfreie Zeit auch von jungen Darmkrebspatientinnen und -patienten nicht um jeden funktionellen Preis gewünscht, betonte er. 

Multiprofessionelle Versorgung im Projekt JUMP_START

Am NCT wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft die prospektive Studie JUMP_START begonnen. Ein Guide begleitet den Betroffenen durch alle Phasen der Versorgung. In langen Gesprächen mit den Betroffenen werden deren Bedürfnisse geklärt, nach denen individuell multiprofessionelle Netzwerke zur Beratung und Unterstützung geknüpft werden. 75 Patientinnen und Patienten nehmen bereits teil und Köhler hofft, schon dieses Jahr erste Ergebnisse vorstellen zu können. 

FertiPROTECT unterstützt bei Beratung und Fertilitätsprotektion

Ein wesentliches Beratungsthema bei jungen Menschen mit Krebs ist der Kinderwunsch. Das Netzwerk FertiPROTECT vermittelt Ansprechpartner zur Abschätzung der Toxizität der jeweiligen Therapie und zur Fertilitätsprotektion bundesweit, berichtete Prof. Dr. Ariane Germeyer von der Universitätsfrauenklinik Heidelberg. Begleitend zur Überweisung sollte das auf der Homepage von FertiPROTECT abrufbare BRZ-Dokument „Bescheinigung über einen vorliegenden Leistungsanspruch von Versicherten auf Kryokonservierung von Keimzellen wegen keimzellschädigender Therapie“ ausgefüllt werden, damit die Kosten für Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit von den Krankenkassen übernommen werden können. 

Nicht immer ist allerdings ein Fertilitätserhalt sinnvoll. Insbesondere eine hochdosierte Bestrahlung des Uterus ist nicht mit einer späteren Schwangerschaft vereinbar, sagte Germeyer. 

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