Unter Säureblocker mehr Magen-Darm-Infektionen

Säureblocker gelten allgemein als relativ nebenwirkungsarm. Doch die verringerte Magensäureproduktion hat ihre Schattenseiten. Mit steigendem pH-Wert erhöhen sich die Überlebenschancen vieler pathogener Mikroorganismen. Die Folge: mehr bakteriell bedingte Gastroenteritiden. Säureblocker werden in Deutschland im großen Stil verschrieben. Laut des Arzneimittelreports der Barmer GEK belegte der Protonenpumpenhemmer (PPI) Pantoprazol im Jahr 2015 Platz 2 der am häufigsten verschriebenen Medikamente. Da seit 2009 Omeprazol und Pantoprazol in einer Dosierung von jeweils 20 mg pro Tag auch rezeptfrei erhältlich sind, spiegeln die Verschreibungszahlen wohl nur einen Teil der tatsächlich geschluckten Menge wider. Säureblocker gelten zwar als gut verträglich, harmlos sind sie aber keineswegs. So mahnen Osteologen seit längerem, dass PPI die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung stören und somit bei langfristiger Anwendung die Knochenstabilität gefährden können. Darüber hinaus sollen sie einen Vitamin B12-Mangel begünstigen. Die gedrosselte Säureproduktion scheint ein weiteres Problem zur Folge zu haben. Dank der natürlich vorhandenen Säure überleben normalerweise die meisten mit der Nahrung aufgenommenen Erreger die Magenpassage nicht. Steigt jedoch durch Säureblocker der pH-Wert, stehen die Chancen für Bakterien wie Clostridium difficile oder Campylobacter gut, bis in den oberen Dünndarm zu gelangen und Infektionen und Diarrhöen auszulösen. Bakterienwachstum begünstigt Bestärkt wird dieser Verdacht von einer aktuellen Untersuchung aus Großbritannien. Mediziner und Pharmakologen aus Dundee und London haben die Daten von 188.323 Säureblocker-Nutzern und 376.646 Kontrollpersonen ausgewertet und verglichen, wie häufig in beiden Gruppen bakterielle Gastroenteritiden diagnostiziert und behandelt wurden. Als bakterielle Gastroenteritis wurde gewertet, wenn bei entsprechender Symptomatik die Stuhlprobe positiv auf Clostridium (C.) difficile, Campylobacter, Salmonellen, Shigella oder Escherichia coli O157 getestet wurde. Dabei differenzierten sie, ob die Stuhlprobe vom Hausarzt oder im Rahmen eines stationären Aufenthaltes angeordnet worden war. Die Gesundheitsdaten bezogen die Forscher aus der schottischen Tayside-Medicines-Monitoring-Unit-Datenbank. Sie stammten aus den Jahren 1991 bis 2013. C. difficile und Campylobacter am häufigsten Insgesamt 22.705 Proben wurden positiv auf die genannten darmpathogenen Erreger getestet, wobei C. difficile mit 15.273 Proben an erster Stelle lag, gefolgt von Campylobacter (6590 Proben), Salmonellen (825 Proben), E. coli O157 (193) und Shigellen (129). Gemäß der Cox-Regressionsanalyse hatten im ambulanten Bereich Patienten, die Protonenpumpenhemmer oder H2-Antagonisten eingenommen hatten, ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an einer bakteriellen Gastroenteritis zu erkranken, als Personen, die keine Säureblocker schluckten (HR 2,72; 95%-KI 2,33−3,17). Im stationären Bereich hingegen war der Unterschied mit einer HR von 1,28 weitaus geringer (95%-KI 1,08−1,52). Die Erreger C. difficile und Campylobacter wurden in Stuhlproben ambulanter Patienten, die Säureblocker einnahmen, fast doppelt (HR 1,70; 95%-KI 1,28−2,25) bzw. fast viermal (HR 3,71; 95%-KI 3,04−4,53) so häufig nachgewiesen wie bei Kontrollpersonen. Auch bei Proben aus dem Krankenhaus stieg das Risiko mit einer Säureblockereinnahme (C. difficile: HR 1,42; 95%-KI 1,17−1,71; Campylobacter: HR 4,53; 95%-KI 1,75−11,8). Die Einnahme eines Säureblockers ist mit einem erhöhten Risiko einer bakteriellen Gastroenteritis assoziiert, so das Resümee der Studienautoren. Vor allem Infektionen mit C. difficile und Campylobacter kamen bei Einnahme von Protonenpumpenhemmern und H2-Antagonisten gehäuft vor, betonen die britischen Wissenschaftler.

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