Austreibungsphase: sofort pressen oder warten?

Die Wahrscheinlichkeit für eine spontane vaginale Entbindung hängt nicht davon ab, ob eine Erstgebärende mit PDA in der Austreibungsphase sofort oder erst verzögert mit dem Pressen beginnt. Das schnelle Pressen hat allerdings dennoch einige Vorteile, wie eine US-Studie zeigt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ob bei vollständig geöffnetem Muttermund sofort gepresst werden soll oder ob es besser für Mutter und Kind ist, noch ein wenig zu warten, bis sich das Kind spontan seinen Weg sucht, ist bislang umstritten. Beides wird praktiziert. Eine Studie der Washington University in St. Louis hat jetzt die Methoden miteinander verglichen. An der randomisierten Studie nahmen 2414 Frauen ab der 37. Schwangerschaftswoche teil, die zur spontanen oder eingeleiteten Entbindung mit PDA zwischen Mai 2014 und Dezember 2017 in einer von sechs US-Kliniken aufgenommen wurden. 2404 Teilnehmer beendeten die Studie. Die Randomisierung erfolgte bei vollständiger Öffnung des Muttermundes. 1200 Frauen begannen spontan zu pressen, 1204 Gebärende wurden angehalten, noch 60 Minuten mit dem Pressen zu warten. Vorteile für schnelles Pressen nur bei sekundären Endpunkten Bei 85,9% der Frauen, die in der Austreibungsphase nach durchschnittlich 19 Minuten mit dem Pressen begannen, kam es zu vaginalen Spontangeburten. In der Gruppe der Frauen, die erst nach 60 Minuten pressten, lag diese Quote bei 86,5%. Somit war zwischen den beiden Varianten kein signifikanter Vorteil erkennbar. Unterschiede ergaben sich allerdings bei vier der neun sekundären Endpunkte: Bei Frauen, die unmittelbar pressten, war die zweite Gebärphase insgesamt signifikant kürzer als bei Frauen, die das Pressen hinauszögerten (102 Min. vs. 134 Min.), obwohl die aktive Pressphase länger dauerte (84 Min. vs. 75 Min.). Zudem kam es signifikant seltener zu einer Chorioamnionitis (6,7% vs. 9,1%) oder postpartalen Blutungen (2,3% vs. 4,0%). Innerhalb der schweren Blutungen (> 1000 ml bei vaginalen Entbindungen bzw. > 2000 ml bei Sectio) waren allerdings keine signifikanten Gruppenunterschiede erkennbar. Bei allen weiteren sekundären Endpunkten konnten keine nennenswerten Unterschiede zwischen spontan pressenden und wartenden Frauen festgestellt werden. Hierunter fielen die Häufigkeit von vaginal-operativen Eingriffe (6,3% vs. 5,9%) oder Kaiserschnittentbindungen (7,8% vs. 7,6%), Endometritiden (0,6% vs. 0,3%), der neonatalen Morbidität (8,1% vs. 7,3%) sowie von Dammrissen (45,9% vs. 46,4%). Auch die Zufriedenheit der Patientinnen mit der Versorgung war in beiden Gruppen gleich hoch. Allerdings steigerte das spontane Pressen die Rate der Dammrisse vom Grad III signifikant (5,7% vs. 4,6%). Hinsichtlich der neonatalen Morbidität zeigte die Analyse der Einzelkomponenten, dass bei den Kindern der spontan pressenden Frauen signifikant seltener eine neonatale Azidämie auftrat (0,8% vs. 1,2%). Auch ein Sepsisverdacht wurde weniger oft geäußert (3,2% vs. 4,4%). Fazit der Autoren Die in dieser Untersuchung zutage getretenen Nachteile durch ein verzögertes Pressen für Mutter und Kind, so Alison Cahill und Kollegen, unterstützten die These, dass bei vollständig geöffnetem Muttermund das sofortige Pressen zu bevorzugen sei, da Frauen ohne PDA reflexartig auch sofort pressten. Empfehlung der Redaktion 2017 | Buch Fehlgeburten Totgeburten Frühgeburten Ursachen, Prävention und Therapie Dieses Buch hilft im Umgang mit den kritischen Ereignissen in der Geburtshilfe. Ausgehend von der Darstellung möglicher anatomischer, genetischer, endokrinologischer und immunologischer Grundlagen und Ursachen gehen die Autoren praxisnah auf die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten ein. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Einfluss hat der Beginn des Pressens in der Austreibungsphase auf die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Geburt bei Erstgebärenden mit rückenmarksnaher Regionalanästhesie? Antwort: Ob sofort oder verzögert gepresst wurde, hatte keinen Einfluss auf die Rate der spontanen vaginalen Geburten. Allerdings unterschieden sich einige andere Aspekte. Bedeutung: In der Austreibungsphase von Erstgebärenden mit PDA hat der Zeitpunkt des Pressens keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer spontanen vaginalen Entbindung. Einschränkung: Eine nicht mögliche Verblindung könnte zu Beeinflussungen in der Studie geführt haben. Zudem war die Studienlaufzeit wegen des vorzeitigen Studienendes nach der Interimsanalyse relativ kurz.

Springer Medizin

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