Makrolide fördern Pylorusstenose bei Säuglingen

Durch eine Therapie mit Makrolid-Antibiotika werden Säuglinge einem erhöhten Risiko für eine Pylorushypertrophie ausgesetzt. Besonders kritisch sind die ersten beiden Lebenswochen. Lesen Sie mehr Weitere Beiträge finden Sie im Dossier Kindernotfälle. Eine große Registerstudie aus Dänemark bestätigt den schon länger vermuteten Zusammenhang zwischen einer Makrolidtherapie und der Entwicklung einer sogenannten infantilen hypertrophen Pylorusstenose (IHPS): Säuglinge, die in den ersten beiden Lebenswochen behandelt werden, haben demnach eine 30-fach erhöhte Erkrankungsrate. Neu ist die Erkenntnis, dass auch eine spätere Therapie oder die Behandlung der Mutter eine IHPS begünstigen können. Die Studie basiert auf den Daten von 999.378 Kindern, die zwischen 1996 und 2011 geboren wurden und von denen 880 eine IHPS entwickelt hatten. 0,6% aller Kinder waren in den ersten vier Monaten mit einem Makrolid behandelt worden. War die Therapie zwischen Tag 0 und Tag 13 erfolgt, lag die IHPS-Rate 29,8-fach höher als ohne Makrolidbehandlung. Bei einer Anwendung zwischen Tag 14 und Tag 120 war das Risiko zwar abgeschwächt, aber es erkrankten immer noch 3,24-mal so viele Kinder wie in der Kontrollgruppe. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Wenn 1000 Kinder in den ersten beiden Lebenswochen ein Makrolid-Antibiotikum bekommen, ist mit 24,4 zusätzlichen IHPS-Fällen zu rechnen; und 1000 Behandlungen zwischen Tag 14 und Tag 120 verursachen 0,65 Extrafälle. Eine Verbindung zwischen Makrolid-Therapie und IHPS-Risiko zeigte sich auch dann, wenn nicht das Kind, sondern die (stillende) Mutter behandelt worden war: Bei einer Therapie in den ersten 14 Tagen nach der Entbindung war die IHPS-Rate auf das 3,49-Fache erhöht. Das entspricht 2,15 zusätzlichen Fällen pro 1000 behandelten Müttern. Eine spätere Therapie war nicht mehr mit einem erhöhten Risiko assoziiert. Eine Einnahme von Makroliden während der Schwangerschaftswochen 0–27 ging nicht mit einem Anstieg der IHPS-Rate einher. Nur bei einer Behandlung nach der 27. Woche war das Risiko um den der Faktor 1,77 erhöht, allerdings mit einem 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,95 und 3,31. Praktische Konsequenzen Was bedeutet das für die Praxis? Sollte man in den ersten zwei Lebenswochen, einer offenbar besonders vulnerablen Phase, ganz auf Makrolide verzichten? „Das hängt von der Indikation ab“, meinen die Studienautoren um Marie Lund vom Staatlichen Seruminstitut Kopenhagen. Für einen Keuchhusten bei Kindern unter sechs Wochen sind Erythromycin und Clarithromycin die einzigen Behandlungsalternativen. „In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass das Exzessrisiko einer IHPS von den Gefahren einer unbehandelten Pertussisinfektion übertroffen wird“, so Lund und Koautoren. In anderen Fällen ohne zwingende Indikation sei es jedoch am besten, bei Säuglingen in den ersten Wochen auf Makrolide zu verzichten. Die dänischen Mediziner empfehlen, das IHPS-Risiko auch dann in Betracht zu ziehen, wenn über Antibiotikatherapien in den ersten drei Monaten oder bei einer stillenden Mutter mit einem höchstens zwei Wochen alten Kind entschieden wird. Vorsicht mit Makroliden könnte auch in der späten Schwangerschaft angebracht sein, wenn überhaupt, sei hier aber von einem geringen absoluten Risiko auszugehen.

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