Sechs Fragen klären Risiko durch Hirnaneurysmen

Wie hoch ist das Risiko, dass ein zufällig entdecktes Hirnaneurysma platzt? Davon hängt ab, ob ein Eingriff vertretbar ist. Niederländische Forscher schlagen nun eine einfache Skala vor, um das Risiko für eine Ruptur zu ermitteln. Die immer häufiger angewandte zerebrale Bildgebung hat auch ihre Tücken: Bei etwa 3% der Patienten werden zuvor unauffällige Hirnaneurysmen entdeckt, und dann stellt sich die Frage, was tun? Verzichten die Ärzte auf eine Therapie, könnte die Gefäßaussackung eines Tages platzen und der Patient an den Folgen der Blutung sterben, auf der anderen Seite ist auch ein Eingriff nicht gerade risikoarm: Die Gefahr bleibender Schäden oder gar Tod liegt bei etwa 5%, und auch nach einem Eingriff platzen die behandelten Gefäße mit einer Rate von etwa 0,2% pro Jahr, berichten Forscher um Jacoba Greving vom Julius Centrum der Universität Utrecht. Das Risiko einer Ruptur sollte also recht hoch sein, damit eine Stabilisierung des Gefäßes vertretbar ist. Allerdings ist es nicht immer einfach, das Rupturrisiko bei einzelnen Patienten abzuschätzen, denn dieses hängt von vielen Faktoren ab. Größe ist wichtigster Risikofaktor Die Forscher um Greving haben nun die wichtigsten Risikofaktoren anhand von sechs prospektiven Kohortenstudien mit knapp 8400 Aneurysma-Patienten ermittelt. Im Verlauf von über 29.000 Personenjahren platzten bei 230 Patienten die Aussackungen, was eine Einjahresrate von 1,4% und eine Fünfjahresrate von 3,4% ergab. Die Gefahr einer Ruptur hing dabei im Wesentlichen von sechs Faktoren ab: Alter der Patienten, Größe des Aneurysmas, Blutdruck, vorherige Rupturen, Lokalisation der Aussackung sowie Ethnie (Tab. 1). Von diesen Faktoren hatten Aneurysma-Durchmesser und Lokalisation den größten Einfluss auf die Rupturrate. So war diese bei einem Durchmesser von mehr als 20 mm etwa 20-fach höher als bei einem Durchmesser von weniger als 5 mm. Finnen zeigten eine 3,6-fach und Japaner eine 2,8-fach erhöhte Rupturrate im Vergleich zu den übrigen Europäern oder Nordamerikanern. Aussackungen der vorderen und hinteren Hirnarterien platzten etwa vierfach so oft wie Aneurysmen der Carotis interna. Aus den gewichteten Risikofaktoren entwickelten die Forscher einen Risikoscore mit der Bezeichnung PHASES. Ärzte müssen demnach nur sechs Fragen klären und können einen Punktwert von 0 bis maximal 22 Punkte ermitteln (höchstes Risiko). Anhand der Punktzahl lässt sich aus einer Tabelle das Fünfjahresrisiko für eine Ruptur ablesen (Tab. 2). Es reicht von 0,4% bei einem Score von zwei und weniger Punkten bis zu 18% bei einem Wert von zwölf und mehr Punkten. Der PHASES-Score könnte eine gute Grundlage für eine Therapieentscheidung liefern, schreiben die niederländischen Forscher. Sie legen sich aber auf keinen Punktwert fest, ab dem eine Aneurysma-Stabilisierung zu empfehlen ist. Zunächst müssten die Ergebnisse der Analyse in weiteren und länger dauernden Studien überprüft werden. Tab. 1: Der PHASES-Score Risikofaktor Punkte Herkunft Nordamerika, Europa (außer Finnland) 0 Japan 3 Finnland 5 Hypertonie nein 0 ja 1 Alter bis 70 Jahre 0 ab 70 Jahre 1 Aneurysmen-Durchmesser ≤ 7mm 0 7,0 -9,9 mm 3 10 -19,9 mm 6 ≥ 20 mm 10 Frühere Hirnblutungen durch Aneurysmen? Nein 0 Ja 1 Aneurysma-Lokalisation Carotis interna 0 Arteria cerebri media 2 Arteria cerebri anterior/posteriore Gefäße 4 Tab. 2: Fünfjahresrisiko einer Ruptur nach PHASES-Score PHASES-Score: ≤2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 ≥12 Rupturrisiko (%): 0,4 0,7 0,9 1,3 1,7 2,4 3,2 4,3 5,3 7,2 17,8

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