Erschienen in:
01.05.2004 | Rezensionen
Gernot Böhme (2003) Leibsein als Aufgabe. Leibphilosophie in pragmatischer Hinsicht
Die Graue Edition, SFG-Servicecenter Fachverlage GmbH, Kusterdingen, S. 402, ISBN 3-906336-38-7, 21,- Euro
Erschienen in:
Ethik in der Medizin
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Ausgabe 2/2004
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Auszug
In einer Zeit und einer Gesellschaft, in der uns die Sorge um die Gesundheit (durch Bedrohung von Epidemien, Zivilisationskrankheiten und durch Fragen der Finanzierbarkeit der Gesundheitsversorgung) so stark bewegt, wie auch im Blick auf eine fast fetischisierende Körperkultur und eine wachsende Öffentlichkeit (um nicht zu sagen Schamlosigkeit) der Intimität ist das Nachdenken über unsere Leiblichkeit dringend nötig. Der Darmstädter Philosoph Gernot Böhme klagt mit seiner hier vorgelegten, eher lebensweltlich als philosophie-geschichtlich orientierten Leibphilosophie in pragmatischer Hinsicht die Achtung menschlicher Leiblichkeit in der Selbsterfahrung alltäglicher Lebensvollzüge in Arbeit, Beruf, Gemeinschaft ein. Der Mangel an unmittelbarer rückbezüglicher Leiberfahrung oder die Leibvergessenheit, die (scheinbar dem widersprechende) Betonung körperlicher Fitness, von Schönheit, Gesundheit und den vielerlei Praktiken zu deren Verwirklichung ist der Anstoß für Böhme. Er erinnert daran, dass auch die pathischen Erfahrungen von Hunger, Durst, Schmerz, Ekel, Krankheit und Altern u. a. zur leiblichen Existenz des Menschen gehören. Die Leibvergessenheit wird verstärkt durch die Vergegenständlichung und Verbildlichung, z. B. in den Techniken der kartesianisch-naturwissenschaftlichen Medizin bis hin zur Technisierung des Todes. Spätestens hier sieht der Autor die Gefahr der Verletzung der Menschenwürde am Leibe. …