Erschienen in:
01.12.2007 | Geschichte der Urologie
Geschichte der Blasenekstrophiebehandlung in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. W.H. Rösch, A.K. Ebert
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 12/2007
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Zusammenfassung
Obwohl die operative Behandlung der Blasenekstrophie in Deutschland eine lange Tradition aufweist, wurde die oft wechselhafte und von Rückschlägen gekennzeichnete Entwicklungsgeschichte bislang nicht zusammengestellt und publiziert.
Basierend auf Lehrbüchern aus der Bibliothek der Deutschen Gesellschaft für Urologie in Düsseldorf und der Bibliothek der Medizinischen Fakultät an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen wurde versucht, die entscheidenden Schritte in der Behandlung der Blasenekstrophie seit ihrer Erstbeschreibung aufzuzeigen. Für den Zeitraum nach 1969 wurde auf eine Medline-Recherche zurückgegriffen.
Schenck von Grafenberg hat im Jahre 1597 als Erster die Blasenspalte beschrieben, während der Begriff Ekstrophie erstmals von Chaussier im Jahre 1780 verwendet wurde. 1761 beschrieb Morgagni die bis dahin unbekannte und damit auch unbehandelte isolierte Epispadie. Die initialen Behandlungsversuche beschränkten sich darauf, die Inkontinenz zu kontrollieren. Im Jahre 1869 schrieb Karl Thiersch erstmals eine Abhandlung über die Ätiologie und Anatomie der Epispadie und berichtete u. a. auch über das Langzeitergebnis einer Epispadierekonstruktion über 11 Jahre. Bereits 1897 führte Mickulicz eine Blasenvergrößerung mit einem Ileumsegment durch, um die Blase verschließen zu können. Nach der ersten wirklich erfolgreichen Rekonstruktion einer Blasenekstrophie im Jahre 1942 durch H.H. Young in USA entstanden verschiedene einzeitige und mehrzeitige Rekonstruktionskonzepte, die in Deutschland zur Anwendung kamen.
Von Anfang an galt die Harnableitung als eine Alternative zur Rekonstruktion bei der Behandlung der Blasenekstrophie. Die erste Ureterosigmoidostomie wurde bei einem Ekstrophiepatienten von Simon in Heidelberg im Jahre 1852 durchgeführt. 1894 publizierte Maydl eine alternative Harnableitung mittels transtrigonaler Sigmoidostomie.
Heute kommen 3 unterschiedliche Konzepte zur Behandlung des Epispadie-Ekstrophie-Komplexes in Deutschland zur Anwendung: Die mehraktige Rekonstruktion in unterschiedlich definierten Schritten, die einzeitige komplette Rekonstruktion, das primäre Sigma-Rektum-Reservoir (Mainz-Pouch II).