Personalisierte T-Zell-Therapie bei Kindern mit ALL

Bei Kindern mit rezidivierter oder refraktärer akuter lymphatischer Leukämie (ALL) konnten mit der personalisierten T-Zell-Therapie CTL019 anhaltende Komplettremissionen erreicht werden. Das Ziel aller immuntherapeutischen Ansätze zur Krebsbehandlung ist die Befreiung des Immunsystems von Mechanismen des Tumors, die das Immunsystem unterdrücken. Erste Erfolge konnten in dieser Hinsicht in der Behandlung CD19-positiver B-Zell-Tumoren mittels modifizierter, patienteneigener T-Zellen erreicht werden. Für die Immuntherapie werden die autologen T-Zellen mithilfe der Leukapherese aus dem Blut des Patienten isoliert. Anschließend werden die T-Zellen in vitro durch einen lentiviralen Gentransfer so modifiziert, dass sie neben ihren eigenen zusätzlich die extra- und intrazelluläre Domäne eines weiteren T-Zellrezeptors (Chimärer Antigen-Rezeptor, CAR) mit Spezifität für die Population der malignen Zellen exprimieren. Im Fall der CTL019-Zellen ist es das Antigen CD19, das bei B-Zell-Leukämien und -Lymphomen vermehrt auf der Oberfläche der B-Zellen vorkommt. Die transduzierten CTL019- oder CAR-T-Zellen werden zunächst vermehrt, und anschließend dem Patienten reinfundiert. Im Organismus greifen die gentechnisch veränderten Zellen dann die B-Zellen des Patienten an. Im Rahmen des 57. Jahreskongresses der American Society of Hematology (ASH) 2015 in Orlando, USA, wurden Ergebnisse einer Studie zur CTL019-Immuntherapie bei pädiatrischen Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) vorgestellt. Wie Studienautor Prof. Dr. Stephan A. Grupp, Philadelphia, USA, berichtete, war bereits zuvor gezeigt worden, dass mit CTL019-Zellen bei Patienten mit B-Zell-Tumoren – darunter Erwachsene und Kinder mit ALL – eine anhaltende anti-Tumor-Wirkung inklusive dauerhafter Komplettremissionen und eine dauerhafte Persistenz im Organismus erreicht werden konnten [1, 2]. Vorgestellt wurden jetzt die Daten der ersten 53 pädiatrischen Patienten mit CD19-positiver, rezidivierter oder refraktärer ALL. „Der überwiegende Teil der Patienten erhielt in der Woche vor der CTL019-Infusion eine Chemotherapie zur Lymphodepletion, die T-Zell-Zieldosis betrug 107–108 Zellen/kg Körpergewicht“, berichtete Grupp. Unter dieser Therapie erreichten 94% der Patienten nach einem Monat eine Komplettremission, die bei 18 Patienten auch noch nach einem Jahr bestand. 13 dieser Patienten hielten die Komplettremission auch ohne weitere Therapie. Rezidivfrei überlebten 55% der Kinder ein Jahr; das Gesamtüberleben betrug nach dieser Zeit 78%. Rezidive wurden bei 20 Kindern beobachtet. Bei 13 davon traten CD19-negative Subklone auf, was Grupp zufolge darauf schließen lässt, dass es sich dabei um einen wichtigen Rezidivmechanismus handelt. Auch ein schneller Verlust von CTL019-Zellen im Verlauf von drei Monaten war mit einem hohen Rezidivrisiko assoziiert. Chance auf anhaltende Krankheitskontrolle Die Nebenwirkungen der Therapie waren unter anderem von der Tumorlast abhängig, 90% der Patienten entwickelten ein Zytokin-Release-Syndrom verschiedener Grade. Eine Graft-versus-Host-Reaktion trat jedoch bei keinem Patienten auf. „Die Zellen persistieren sehr lange, zum Teil über drei Jahre. Die CART-Therapie bietet somit den Patienten die Chance einer anhaltenden Krankheitskontrolle ohne weiteren Therapiebedarf“, schlussfolgerte Grupp. Demzufolge sei der Behandlungsansatz auch als Salvagetherapie für Patienten mit einem Rückfall nach allogener Stammzelltransplantation vielversprechend. Die CTL019-Therapie wurde von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA (Food an Drug Administration) für Kinder und Erwachsene mit ALL als „breakthrough therapy“ gekennzeichnet, multizentrische Phase-II-Zulassungsstudien wurden inzwischen gestartet. Literatur [1] Grupp SA et al., N Engl J Med 2013; 368: 1509–1518 [2] Maude SL et al., N Engl J Med 2014; 37: 1507–1517

Springer Medizin

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