Reguläre Herzschrittmacherfunktion als Ursache nächtlicher Synkopen

Eine 92-jährige Frau wird mehrfach nachts in die Notaufnahme gebracht, sie hat jeweils zuvor beim Versuch, vom Schlaf- ins Badezimmer zu gehen, kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Als Ursache stellt sich eine Funktion ihres Herzschrittmachers heraus. Der Sleep-Rate-Modus (SRM) ist eine Funktion moderner Herzschrittmacher. Seit den frühen 2000er-Jahren findet sie unter verschiedenen Namen, wie Rest Mode, Night Rate oder Hysteresis, in den Geräten Anwendung. Verfolgt wird mit diesem Feature, den zirkadianen Rhythmus von Blutdruck und Herzfrequenz und speziell das physiologische Absinken beider Parameter während des REM-Schlafs nachzuahmen. Der Notfallmediziner Jonathan Woo und der Kardiologe James Quinn, beide von der Stanford-Universität in Palo Alto, USA, sehen die Funktion durchaus kritisch. Denn bislang seien weder die klinischen Vorteile validiert noch unerwünschte Ereignisse systematisch dokumentiert worden, so die beiden Mediziner. 92-Jährige mit wiederholten nächtlichen Synkopen Eine unerwünschte Wirkung im Zusammenhang mit dem SRM berichten die beiden US-amerikanischen Wissenschaftler nun im Journal of Emergency Medicine. Eine 92-jährige Frau war nachts in der Notaufnahme des Universitätsklinikums in Palo Alto eingeliefert worden, weil sie zuvor kurzzeitig das Bewusstsein verloren hatte, als sie versuchte, vom Bett aufzustehen und in das Badezimmer zu gehen. Zum Zeitpunkt der Einlieferung war sie bradykard mit 50 Schlägen pro Minute, der Blutdruck betrug 134/54, der orthostatische Test fiel negativ aus. Klinische Untersuchung und Blutanalyse, mit großem Blutbild, umfassendem Stoffwechselprofil und Troponin-Wert, blieben ebenfalls unauffällig. Auch das Röntgenbild des Thorax brachte nichts Ungewöhnliches zu Tage. Das Elektrokardiogramm zeigte einen Zweikammerschrittmacherrhythmus mit einer Frequenz von 51 Schlägen pro Minute. Die Frau trug seit vier Jahren einen Medtronic-Avisa-Herzschrittmacher und war zwei und vier Monate zuvor schon einmal wegen derselben Problematik nachts eingeliefert worden. Die Ursachensuche, die damals neben einem Echokardiogramm unter anderem auch das Auslesen der Schrittmacherdaten beinhaltete, blieb in beiden Fällen ergebnislos. In den Unterlagen war nicht vermerkt, ob das Gerät über einen SRM verfügt. Wie ging es weiter? Die Frau war noch sehr rüstig und lebte zu Hause mit einer 24/7-Betreuung. Ihre Krankengeschichte der letzten Jahre beinhaltete keine Auffälligkeiten, welche die nächtlichen Synkopen erklären konnten. Der Schrittmacher wurde erneut ausgelesen; dokumentiert waren weder Fehlfunktionen noch Dysrhythmien. Allerdings gefiel dem Notfallteam die kontinuierlich niedrige Herzfrequenz nicht und es bat den Techniker, die Frequenz auf 60 Schläge pro Minute zu erhöhen; das Gerät verblieb im SRM, weshalb zwischen 23 Uhr abends und 6 Uhr morgens die Herzrate weiterhin auf bis zu 50 Schlägen pro Minute sinken konnte. Die Herzfrequenz der Frau blieb allerdings bis 7 Uhr morgens deutlich unter 60 Schlägen pro Minute, Ursache war eine fehlende Anpassung an die Zeitumstellung. Schließlich entschloss man sich, den SRM zu deaktivieren. Die Patientin hatte seitdem (sechs Monate) keine nächtlichen Synkopen mehr. SRM differenzialdiagnostisch im Hinterkopf behalten Die exakte Ursache einer Synkope aufzuspüren, kann schwierig sein, schließlich umfassen die möglichen Differenzialdiagnosen sämtliche Organsysteme, wie Wood und Quinn einräumen. Bei Herzschrittmacherträgerinnen und -trägern mit wiederholten nächtlichen Synkopen sollte aber nach Ansicht der beiden Mediziner aus den USA jede Ärztin und jeder Arzt den Sleep-Rate-Modus als mögliche Ursache differenzialdiagnostisch in Betracht ziehen. Zumal auf der Zusammenfassung der ausgelesenen Schrittmacherdaten der Aktivierungsstatus des SRM oftmals nicht vermerkt ist.

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