Aktuelle Therapieziele bei intrazerebralen Blutungen

In den letzten Jahren wurden diverse hochwertige Studien zur Behandlung einer intrazerebralen Blutung (ICB) veröffentlicht, die bislang noch nicht in Leitlinien eingeflossen sind. Die wesentlichen Ergebnisse dieser Studien werden hier zusammengefasst und in bestehende Behandlungskonzepte integriert.

Es erfolgte die Identifikation der aktuellen und qualitativ hochwertigen Arbeiten basierend auf einer ausführlichen Literaturrecherche und nach Kenntnis der Autoren.

Randomisierte Daten und Metaanalysen zeigen, dass eine aggressive Blutdrucksenkung (systolischer Blutdruck <140 mm Hg) sicher erscheint und die Hämatomprogression reduziert. ICB-Patienten unter Vitamin-K-Antagonisten müssen sofort mit Prothrombinkomplexkonzentraten (PPSB) und Vitamin K antagonisiert werden, mindestens auf einen Zielwert der International Normalized Ratio von 1,3 bzw. 1,2. Für ICB unter Dabigatran steht mit Idarucizumab ein Antidot zur Verfügung; jedoch existiert für Blutungen unter Faktor-Xa-Inhibitoren keine Evidenz. Es sollte aber eine hoch dosierte Antagonisierung (50 I.E./kgKG PPSB) erfolgen. Eine operative Versorgung mittels Hämatomevakuation kann als Routinemaßnahme nicht empfohlen werden, doch minimal-invasive Strategien zeigen vielversprechende Ergebnisse. Patienten mit akutem Verschlusshydrozephalus benötigen eine externe Ventrikeldrainage. Eine intraventrikuläre Lysetherapie erscheint sicher, reduziert die Sterblichkeit und ist mit einem besseren Outcome assoziiert. Eine zusätzliche lumbale Drainage reduziert die permanente Shuntabhängigkeit. Die Summe der Maßnahmen und die spezialisierte Therapie an Zentren mit hoher Expertise ist von wesentlichem Vorteil für Patienten mit ICB.