Zusammenfassung
Die Chirurgie des Kolonkarzinoms wurde in der öffentlichen Aufmerksamkeit über die Jahrhunderte und auch in den letzten Jahren immer hinter der des Rektumkarzinoms angestellt, sei es, dass diese Chirurgie immer unterschätzt wird, sei es, dass Rektumchirurgie als anspruchsvoller und bedeutsamer angesehen wurde und wird. Nach den anfänglich sehr schweren und sehr komplikationsbehafteten Anfängen im späten 19. Jahrhundert hat es auch im 20. Jahrhundert sehr lange gedauert, bis Konzepte erarbeitet worden sind, die sich an exakten anatomischen Strukturen orientierten und mit halbwegs akzeptabler Sicherheit für den Patienten anzuwenden waren. Die Prinzipien der lymphknotenorientierten Chirurgie sind erst in den letzten 50–60 Jahren immer mehr implementiert worden und selbst heute noch Gegenstand intensiver Diskussion. Die Rückbesinnung auf embryonale Schichten gemeinsam mit der Einführung der kompletten mesokolischen Exzision (CME) in den letzten zwei Jahrzehnten war dabei ein wichtiger Meilenstein in der Weiterentwicklung dieser Chirurgie. Der große historische Bogen von den Anfängen bis zu den auch für Zeitgenossen sehr interessanten detaillierten Entwicklungen der letzten Jahre wird in diesem Kapitel aufgezeigt. Die Chirurgie des Kolonkarzinoms findet damit ihren historisch korrekten Platz. Dabei ist ein Endpunkt nach wie vor nicht erreicht, da zwar eine intellektuelle und technische Aufarbeitung stattgefunden hat, die Umsetzung im chirurgischen Alltag in unterschiedlichen Kulturen aber immer noch eine sehr differente Dynamik hat.