Erschienen in:
05.03.2021 | Hüft-TEP | Leitthema
Indikationsstellung zur Hüfttotalendoprothese – die ärztliche Perspektive
verfasst von:
PD Dr. Anne Postler, Cornelia Lützner, Toni Lange, Jochen Schmitt, Jörg Lützner, Klaus-Peter Günther
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Indikation zur Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP) wird meist aufgrund von Schmerzen, Funktionsverlust, dem röntgenologischen Arthrosenachweis sowie der nicht erfolgreichen konservativen Therapie gestellt. Bisher sind diese Kriterien kaum systematisch recherchiert und es existieren keine allgemein akzeptierten Leitlinien. Ziel der Arbeit war es, im Rahmen des Leitlinienprojekts „Evidenz- und konsensbasierte Indikationskriterien zur Hüfttotalendoprothese“ (EKIT-Hüfte) die gängige Praxis in der Indikationsstellung zur Hüft-TEP bei Koxarthrose unter Orthopäden und Unfallchirurgen in Deutschland zu erfragen.
Material und Methoden
Von 10/2019–07/2020 erfolgte die deutschlandweite, anonymisierte Befragung von 218 Ärzten aus der Orthopädie und Unfallchirurgie nach den Kriterien zur Hüft-TEP, Kontraindikationen sowie zu den erwünschten Behandlungszielen.
Ergebnisse
147 vollständige Fragebögen wurden ausgewertet. Schmerzen (99 %), Einschränkung der Beweglichkeit (99 %) sowie der Gehstrecke (97 %) und der subjektive Leidensdruck (97 %) wurden als häufigste Leitindikationen genannt. Rund 97 % der befragten Studienteilnehmer bewerten Schmerzmedikation und 96 % Physiotherapie im Vorfeld einer Operation als notwendig durchgeführte, nicht mehr erfolgreiche Maßnahmen. Rund 87 % stellen die Indikation zur Hüft-TEP ab einem röntgenologischen Grad III nach Kellgren und Lawrence. Für 48 % besteht eine Kontraindikation ab einem BMI ≥ 40 kg/m2 und für 96 % bei einem floriden Infekt des Hüftgelenkes.
Diskussion
Die erfasste gängige Praxis der Indikationsstellung zur Hüft-TEP in Deutschland deckt sich weitestgehend mit nationalen und internationalen Empfehlungen. Besondere Beachtung finden personenbezogene Faktoren wie Schmerzen, Funktionseinschränkung und subjektiver Leidensdruck. Vorausgegangene konservative Maßnahmen werden betrachtet und Kontraindikationen, wie ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus oder eine Infektsituation, sind Teil des Entscheidungsprozesses. Risikofaktoren wie die Adipositas per magna werden nicht konsistent als Kontraindikation gesehen.