14.12.2016 | Intoxikationen | Kasuistiken
Tödliche Essstörung
Akute Intoxikation durch den Verzehr von Eibennadeln
verfasst von:
L. Apel, F. Glenewinkel, M. A. Rothschild, Dr. M. Juebner
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 1/2017
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Zusammenfassung
Ein 37 Jahre alter Mann wurde in der Vorweihnachtszeit in einer Wohnungseinrichtung für Menschen mit Behinderung von dem diensthabenden Pfleger leblos auf dem Bett liegend aufgefunden. Im Bett und im Mund des Patienten befanden sich zahlreiche Baumnadeln. Zu den Vorerkrankungen des Mannes zählten das Pica-Syndrom, Autismus und eine leichte Form der Epilepsie. Unter der angeordneten gerichtlichen Leichenöffnung fanden sich vom magennahen Anteil der Speiseröhre bis in den Dickdarm Einlagerungen von Baumnadeln und kleine Nadelbaumzweige. Die Sektionsbefunde ergaben keine fremdkörperbedingte Perforation, Verschlussbildung oder anderweitige unmittelbare mechanische Schädigung des Verdauungstrakts und keine Hinweise auf einen Bolustod. Eine Blutstauung der inneren Organe, ein Lungen- und ein Hirnödem lieferten unspezifische Hinweise auf eine Intoxikation. Da die Ergebnisse der systematisch toxikologischen Analytik unauffällig waren, wurde eine gezielte Analyse auf Taxine (sekundäre Pflanzenstoffe in Eibengewächsen) mithilfe der Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS) nach der von Frommherz et al. publizierten Methode durchgeführt. Der bestimmte Summenwert für Taxin B und Isotaxin B im Femoralblut hatte eine Konzentration von 236 μg/l. Diese Konzentration bestätigt eine akute Vergiftung durch Taxine und erklärt das Versterben infolge der oralen Aufnahme von Pflanzenteilen der Eibe.