Erschienen in:
01.11.2008 | Kasuistiken
Irreführende Anisokorie bei komatöser 15-Jähriger mit Kopfverletzung
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2008
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Zusammenfassung
Anisokorie mit Vigilanzverschlechterung nach stumpfem Schädel-Hirn-Trauma wird oft mit raumfordernden intrakraniellen Prozessen in Verbindung gebracht. Zeichen offensichtlicher Gewalteinwirkung auf den Schädel und Übelkeit bzw. Erbrechen erhärten eine diesbezügliche Verdachtsdiagnose. Wir berichten über eine komatöse 15-jährige Schülerin (Glasgow-Coma-Scale = 3 Punkte), die diese genannten Symptome nach einem Sturz unter Alkoholeinwirkung zeigte. Nach prähospitaler Sicherung der Vitalfunktionen und Transport in ein Traumazentrum wurde ein Computertomogramm (CT) angefertigt, das den unerwarteten Befund einer Augenprothese zeigte. Augenprothesen, die nach Enukleationstherapie bei Retinoblastomen oder irreparablen traumatischen Augenläsionen implementiert werden, können täuschend echt wirken. Eine ausführliche neurologische Untersuchung ist bei Notfallpatienten unter Zeitdruck oft schwierig, sollte aber die Überprüfung des Kornealreflexes und die Palpation des Bulbus beinhalten. Unabhängig vom Pupillenstatus ist der schnelle Transport in eine Klinik mit CT und neurochirurgischer Bereitschaft schon alleine wegen der Bewusstlosigkeit und der Traumaanamnese indiziert.