Vereinzelte Fälle von Myokarditis nach Impfungen gegen COVID-19 haben viele Menschen in den vergangenen Monaten verunsichert. Eine weitere Studie liefert jetzt beruhigende Ergebnisse.
Auch wenn das nur selten vorkommt, entwickeln manche Jugendliche und junge Erwachsene nach einer COVID-19-Impfung mit einem mRNA-Vakzin eine Myokarditis. Die Datenlage dazu ist jedoch begrenzt. Eine US-Studie legt jetzt nahe, dass auffällige Kardio-MRT-Befunde bei jungen Patienten häufig sind, die Erkrankung aber meist einen milden Verlauf nimmt und die Symptome rasch abklingen. Das bestätigt ähnliche Erkenntnisse aus Israel.
In der retrospektiven Studie wurden Daten von 26 Kinderkliniken in den USA und Kanada analysiert. Sie stammten aus Krankenakten von 139 Patienten unter 21 Jahren mit Verdacht auf Myokarditis innerhalb eines Monats nach einer COVID-19-Impfung. Prof. Dongngan Troung vom Kinderkrankenhaus in Salt Lake City und ihr Team machten folgende Beobachtungen:
- Vor allem junge Männer waren von Myokarditiden betroffen: 91% der Patienten waren männlich und 66% hellhäutig. Sie waren median knapp 16 Jahre alt.
- Fast jeder Myokarditisverdacht folgte auf eine mRNA-Impfung (98%), in 94% der Fälle handelte es sich um das Biontech-Vakzin und 91% traten nach der zweiten Dosis auf.
- Symptome zeigten sich durchschnittlich zwei Tage nach der Impfung. Am häufigsten waren Brustschmerzen (99%), Fieber (31%) und Kurzatmigkeit (27%).
- Die Patienten wurden mit nichtsteroidalen Antirheumatika (81%), intravenös verabreichtem Immunglobulin (22%), Glukokortikoiden (22%), Colchicin (8%) oder ohne entzündungshemmende Therapien (9%) behandelt.
- 19% der Patienten wurden auf die Intensivstation aufgenommen, zwei erhielten Inotropika/vasoaktive Substanzen. Keiner benötigte eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) oder verstarb.
- Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus betrug zwei Tage.
- Alle Patienten wiesen entweder erhöhte Troponin I-Werte (median 8,12 ng/ml, n=111) oder erhöhte Troponin T-Werte (median 0,61 ng/ml, n=28) auf.
- Mehr als zwei Drittel der Patienten (70%) hatten auffällige Elektrokardiogramme und/oder Arrhythmien, sieben mit nicht anhaltender ventrikulärer Tachykardie.
- 19% der Erkrankten (n=26) zeigten im Echokardiogramm eine linksventrikuläre Ejektionsfraktion von < 55%. Bei den 25 Patienten, die nachuntersucht wurden, hatte sie sich wieder normalisiert.
- 75 von 97 Patienten (77%), die median fünf Tage nach Auftreten der Symptome einer Kardio-MRT unterzogen wurden, wiesen auffällige Befunde auf. 76% hatten ein Late Gadolinium Enhancement (LGE), 56% ein Myokardödem und 51% erfüllten die Lake-Louise-Kriterien für eine Myokarditis-Diagnose.
„Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die meisten Verdachtsfälle von Myokarditis nach einer COVID-19-Impfung bei Personen unter 21 Jahren mild verlaufen und rasch abklingen, auch wenn auffällige MRT-Befunde häufig waren“, resümieren die Forschenden um Troung. Sie beobachteten jedoch lediglich den akuten Verlauf, sodass weitere Studien erforderlich sind, um die Langzeitprognose beurteilen zu können.