Erschienen in:
05.12.2022 | Konservative Therapie | Originalien
Konservative Behandlung traumatisch bedingter Frakturen der Halswirbelsäule mit Orthesen – ein Review
verfasst von:
Dr. Philipp Georg Schnadthorst, Celine Lankes, Christoph Schulze
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 12/2023
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Zusammenfassung
Einleitung
Knöcherne Verletzungen der Halswirbelsäule sind häufig und können sich je nach betroffener Struktur in der Prognose und Therapie deutlich unterscheiden. Der aktuelle Stellenwert der konservativen Behandlung dieser Frakturen mit Orthesen soll in dieser Übersichtsarbeit dargestellt werden.
Methodik
Die Literaturrecherchen erfolgten nach dem PRISMA-Protokoll. Die Bewertung des Verzerrungsrisikos erfolgte nach ROBINS‑I, und der Evidenzlevel wurde nach AHCPR festgelegt.
Ergebnisse
Es konnten 22 Studien identifiziert werden. Das Evidenzlevel nach AHCPR ist auf IIb, III und IV beschränkt, und es zeigte sich in jeder Arbeit in mindestens einem Teilbereich ein schwerwiegendes Risiko für eine Verzerrung. Das konservative Therapiekonzept bei C2-Dens-Frakturen ist in 11 Arbeiten, bei Wirbelbogenfrakturen in 7 Arbeiten, sowie bei Wirbelkörperfrakturen in 9 Arbeiten dargestellt. Als Endpunkte wurden meist radiologische Parameter (Kyphosewinkel, knöcherne Konsolidierung) und der neurologische Status berichtet.
Schlussfolgerungen
Stabile C2-Dens-Frakturen ohne relevante klinische Einschränkungen erlauben eine konservative Behandlung in einer rigiden Zervikalorthese unter engmaschiger radiologischer Kontrolle alle ein bis 4 Wochen, wobei Typ-II-Frakturen aufgrund des Risikos der Instabilität einer besonderen Beachtung bedürfen. „Hangman-variant“-Frakturen können sicher in rigiden Zervikalorthesen behandelt werden. Die aktuelle Studienlage erlaubt keine Empfehlung zur konservativen Behandlung mit Orthesen bei Hangman-Frakturen. Stabile Wirbelkörperfrakturen ohne Beteiligung des Spinalkanals können ebenfalls konservativ orthetisch versorgt werden. Randomisierte kontrollierte Studien sind zur Erarbeitung einer gesicherten Evidenzlage erforderlich und aktuell nicht vorhanden.