Erschienen in:
01.12.2006 | Leitthema
Krankheiten durch das humane Immundefizienzvirus (HIV)
verfasst von:
Dr. A. Potthoff, N. H. Brockmeyer
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 12/2006
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Zusammenfassung
Kaum eine Erkrankung hat in ihrem Verlauf derartig dramatische Veränderungen erlebt wie die HIV-Infektion. Während zu Beginn der AIDS-Epidemie opportunistische Infektionen und AIDS-definierende Tumoren innerhalb weniger Monate bis Jahre zum Tode führten, konnte durch Einführung der antiretroviralen Therapie die Überlebenszeit deutlich verlängert werden. In den deutsch-österreichischen Therapierichtlinien wird der Beginn einer hochaktiven antiretroviralen Kombinationstherapie (HAART) beim Vorliegen HIV-bedingter Erkrankungen und/oder bei <350/μl CD4+-Lymphozyten empfohlen.
Die Therapie der HIV-Infektion sollte aufgrund ihrer Komplexität nur an spezialisierten Zentren erfolgen. Zur Verlaufskontrolle wird neben der Lymphozytendifferenzierung die Viruslast bestimmt. Ein ungenügender Therapieerfolg kann durch Medikamentenwechselwirkungen, Resistenzen oder mangelhafte Compliance bedingt sein. Obwohl die Therapie der HIV-Infektion oft mit der Behandlung eines insulinpflichtigen Diabetes mellitus verglichen wird, ist die psychosoziale Belastung der Betroffenen weiterhin hoch. Zunehmende virale Multi-Drug-Resistenzen, Langzeittoxizitäten der antiretroviralen Medikamente wie die Lipodystrophie (Fettumverteilungsstörung), Osteoporose und kardiovaskuläre Erkrankungen sind nur einige Probleme HIV-Infizierter, die in den nächsten Jahren bewältigt werden müssen. Auch in Deutschland sterben jährlich immer noch 600–700 Menschen an AIDS.