Erschienen in:
01.11.2006 | Originalien
Die Bedeutung von verzögert diagnostizierten Läsionen bei Polytraumatisierten
Eine Studie an 1187 Schockraumpatienten
verfasst von:
B. Pehle, C. A. Kuehne, J. Block, C. Waydhas, G. Taeger, D. Nast-Kolb, Prof. Dr. S. Ruchholtz
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2006
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Zusammenfassung
Ziel
Durch die zunehmende Verwendung moderner Schnittbildverfahren in der Primärversorgung Schwerverletzter konnte die Diagnosestellung relevanter Läsionen verbessert werden. Aufgrund von Zeitmangel und Komplexität der Mehrfachverletzung besteht dennoch das Risiko, Läsionen verzögert zu diagnostizieren. Ziel dieser Studie war es, die Inzidenz, Ursache, Folge und Bedeutung verzögert diagnostizierter Läsionen (VDL) zu analysieren.
Methode
Die Daten wurden im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems für die Versorgung Schwerverletzter prospektiv erfasst. Als VDL gilt jede Verletzung, die bis zum Eintreffen des Patienten auf der Intensivstation nicht erkannt wurde.
Ergebnis
In die Studie wurden 1187 Patienten (ISS 21±17) eingeschlossen, die von 5/98–4/2002 über den Schockraum der Klinik aufgenommen wurden. Insgesamt wurden 64 VDL bei 58 Patienten (4,9%) (ISS 30±16) gefunden. 26 der 64 VDL waren im Bereich des Rumpfes lokalisiert, 8 Verletzungen betrafen die Kopf/Halsregion und 30 Verletzungen die Extremitäten. Folgende Gründe wurden für die verspätete Diagnosestellung herausgearbeitet:
1.
Läsion in der vollständigen Diagnostik nicht erkannt (n=15)
2.
Läsion nicht erkannt, da keine vollständige Diagnostik (n=8)
3.
Läsion nicht erkannt, da primär unauffälliger Befund (n=35)
4.
Läsion nicht erkannt, da Abbruch der Diagnostik bei Kreislaufinstabilität (n=6)
Zusammenfassung
Trotz intensivierter, standardisierter Schockraumdiagnostik lassen sich VDL bei Mehrfachverletzten nicht vermeiden. Ungefähr 30% der VDL sind mit ernsthaften, jedoch nicht letalen Folgen für den Patienten verbunden. Dem Follow-up auf der Intensivstation kommt große Bedeutung zu, um primär übersehene Verletzungen frühzeitig zu diagnostizieren und zu therapieren, um die Komplikationsrate gering zu halten.