Zusammenfassung
Eine Vielzahl von humanpathogenen Erregern können in das zentrale und periphere Nervensystem eindringen. Viele Krankheitserreger haben ausgefeilte Mechanismen entwickelt, um die privilegierte Immunstellung des Nervensystems auszuhebeln. Das zentrale Nervensystem (ZNS) verfügt über anatomische und immunologische Schutzmechanismen, die es vor dem Eindringen von Pathogenen schützt.
Bakterien sind in der Lage, die BHS und die BLS zu kreuzen um durch transzelluläre Penetration oder parazellulären Eintritt oder über infizierte Leukozyten aus dem peripheren Kreislauf („Trojan-Horse-Mechanism“) in das ZNS zu gelangen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Viren in das ZNS gelangen können, über einen hämatogenen Weg oder durch direkte Infektion von Endothelzellen. Durch eine parazelluläre Passage zwischen gestörten endothelialen engen Verbindungen und die Invasion in periphere Leukozyten können die Viren in das ZNS wandern. Viren können auch über Strukturen in das ZNS gelangen, die weniger verstärkte Barrieren wie die kribriforme Platte (CP) und zirkumventrikulären Organe (CVO) enthalten. Schließlich können Viren durch Infektion peripherer Nerven Zugang zum ZNS erhalten. Wichtig ist, dass die meisten erfolgreichen neurotropen Viren nicht unbedingt auf ein ZNS-Eintrittsportal beschränkt sind. Zur Verhinderung, Eindämmung oder Prävention von ZNS-Infektionen ist die Kenntnis dieser biologischen Strategien von entscheidender Bedeutung.