Erschienen in:
01.10.2010 | Übersichtsarbeit
Proktitis aus Sicht der Proktologie*
verfasst von:
Dr. J. Jongen, H.-G. Peleikis, A. Eberstein, J.-U. Bock, V. Kahlke
Erschienen in:
coloproctology
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Ausgabe 5/2010
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Zusammenfassung
Die Symptome einer Proktitis sind Blutungen, Schleimabgänge, evtl. Durchfälle, Stuhldrang, Dranginkontinenz usw. Bei der Untersuchung zeigen sich u. a. eine verdickte Schleimhaut, Blut am Fingerling, kleinere oder größere erosive oder ulzeröse Läsionen, Kontaktblutungen, polypöse oder sogar tumoröse Veränderungen, Teleangiektasien und atypische Fistelöffnungen. Sowohl die Symptomatik als auch der Befund sind häufig unspezifisch, sodass die Anamnese eine wichtige Rolle bei der Differenzialdiagnostik spielt. Serologische und mikrobiologische Untersuchungen sowie Biopsien (mit Ausnahme von radiogen bedingten Proktitiden!) sollten durchgeführt werden. Proktitis kann durch extern applizierte, chemisch, thermisch bzw. medikamentös wirkende Agenzien ausgelöst werden. Nach Ausschaltungsoperation kann es zu einer Diversionsproktitis kommen. Ischämische Proktitiden gehen z. T. mit heftigsten Schmerzen und Inkontinenz einher und kommen postoperativ, nach hypotonen Schock usw. vor. Das Ulcus simplex recti ist eine mechanisch bedingte, histologisch klar definierte Proktitis, die häufig bei Frauen mit rektalen Entleerungsstörungen sowie verschiedenen Prolapsformen vorkommt. Die Behandlung ist mit Ausnahme des Rektumprolapses nicht immer einfach und erfolgreich. Das Gleiche gilt für die Proktitis, die früh und/oder spät nach einer Strahlentherapie entstehen kann. Bestrahltes Gewebe regeneriert sich schlecht oder nicht, sodass von invasiven Eingriffen im bestrahlten Anorektum wegen des erhöhten Risikos einer Ulkus- und Fistelbildung nach Möglichkeit verzichtet werden sollte. Auch die Behandlung der Strahlenproktitis ist nicht immer einfach und hat keinen hohen Evidenzgrad, sodass die Therapie überwiegend individuell nach einem Stufenplan erfolgen sollte.