Erschienen in:
01.07.2009 | Originalien und Übersichten
Die Auswirkungen des Klimawandels
Welche neuen Infektionskrankheiten und gesundheitlichen Probleme sind zu erwarten?
verfasst von:
Prof. Dr. K. Stark, M. Niedrig, W. Biederbick, H. Merkert, J. Hacker
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2009
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Zusammenfassung
Ein Temperaturanstieg, aber auch andere klimatische Faktoren und die Zunahme von extremen Wetterereignissen werden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Neben den unmittelbaren Folgen von Extremereignissen (etwa Hitzetote) sind langfristig auch die indirekten Folgeerscheinungen von großer Bedeutung. Neben einer wahrscheinlichen Zunahme von Allergien und einer Verschlimmerung bereits bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Atemwegserkrankungen stehen die Infektionskrankheiten im Blickpunkt. Dies betrifft in Deutschland endemische Infektionserreger, beispielsweise Hantaviren mit ihrem Reservoir in Nagetieren, oder durch Zecken übertragene Borrelia-burgdorferi-Spezies und FSME-Viren, aber auch durch Lebensmittel und Wasser übertragene Erreger. Milde Winter in Verbindung mit einem klimabedingten reichhaltigeren Nahrungsangebot können zu wachsenden Nagetierpopulationen und nachfolgenden Hantavirus-Epidemien führen. Statistische Analysen zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Temperatur und der Häufigkeit Lebensmittel-übertragener Zoonoseerreger (zum Beispiel Campylobacter). Ein Leptospiroseausbruch bei Erdbeerpflückern in Deutschland wurde durch vorausgehende Starkregenfälle begünstigt. Eine besondere Gefahr geht von Erregern aus, die bisher in Deutschland nicht heimisch sind, aber durch erkrankte Menschen, Vektoren und Reservoirtiere verstärkt eingeschleppt werden können. Bei fortschreitender Erwärmung finden sowohl die Vektoren als auch einige Erreger bessere Bedingungen für die autochthone Ausbreitung. Hier sind vor allem die durch Stechmücken übertragenen Krankheiten wie Chikungunya-, West-Nile-, Dengue-Fieber, Malaria und Leishmaniose zu nennen. Unter den derzeitigen klimatischen Verhältnissen sind in Deutschland für die meisten dieser Erreger noch keine autochthonen Erkrankungsfälle zu erwarten. Aufgrund des erwarteten Temperaturanstiegs und verbesserter Brutbedingungen für die Vektoren müssen wir jedoch auch in Deutschland in Zukunft mit Ausbrüchen durch einige dieser Erreger rechnen. Verstärkte Forschungs- und Public-Health-Aktivitäten im Bereich Klimawandel und Infektionskrankheiten sind erforderlich.