Erschienen in:
01.07.2008 | HNO-Praxis
Tinnitus bei schizophren vorerkrankten Patienten
verfasst von:
D. Dölberg, H. Schaaf, G. Hesse
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 7/2008
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Zusammenfassung
Hintergrund
Tinnitus als ein nur für den Betroffenen subjektiv wahrnehmbares Geräusch kommt nicht nur in der Normalbevölkerung häufig vor, sondern auch bei schizophren erkrankten Patienten. Solche Patienten suchen in Verkennung ihrer schizophrenen Erkrankung bevorzugt einen Hausarzt oder HNO-Arzt auf, wenn sie ihre Symptomatik mit akustischen Halluzinationen als Tinnitus fehldeuten. Umgekehrt kann es bei bereits schizophren Erkrankten dazu kommen, dass ein neu aufgetretener Tinnitus als akustische Halluzination verkannt wird und eher neuroleptisch statt symptomorientiert behandelt wird. Ziel der Arbeit ist es, Behandlungsansätze und Kriterien zur Unterscheidung zwischen den bei Schizophrenien häufig vorkommenden akustischen Halluzinationen und den davon abgrenzbaren Konstellationen bei Tinnitus aufzuzeigen.
Patienten/Methoden
Zwischen 10/1999 und 10/2004 wurden 31 [17 m. (55%), 14 w. (45%)] schizophren vorerkrankte Patienten von 29–60 Jahren (Durchschnitt: 44 Jahre) mit Tinnitus psychiatrisch und neurootologisch untersucht. Davon wurden 11 primär wegen Tinnitus in einer neurootologisch-psychotherapeutischen Klinik behandelt, 11 stationär psychiatrisch und 9 in einer psychiatrischen Tagesklinik.
Ergebnisse
Tinnitus lässt sich audiometrisch und anamnestisch von akustischen Halluzinationen unterscheiden. Anders als bei akustischen Halluzinationen kann die Tinnitusfrequenz reproduzierbar meist dem größten Hörverlust, zumeist im Hochtonbereich, zugeordnet werden. Die mittlere Tinnitusverdeckbarkeit betrug 9,3 dB, maximal aber 15 dB über der Hörschwelle. Sechs Patienten (19%) waren normalhörend, bei 10 (32%) lag eine unilaterale und bei 15 ein bilaterale Hörminderung vor. Ein Hörgerät war bei 14 Patienten indiziert und wurde in 5 Fällen dauerhaft akzeptiert.
Fazit
Bei prinzipiell gleicher Therapie wie bei nicht psychotisch erkrankten Tinnituspatienten sollten die oft notwendige medikamentöse Behandlung ebenso wie die psychoedukativen Elemente hinsichtlich der Schizophrenie durch psychiatrische Fachkollegen geleistet werden.