Erschienen in:
01.10.2012 | Originalien
Das serologische Protein S100B
Stellenwert in der Notfalldiagnostik Erwachsener mit Verdacht auf leichtes Schädel-Hirn-Trauma – eine Metaanalyse
verfasst von:
Dr. B.A. Leidel, V. Bogner, M. Zock, K.-G. Kanz
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 10/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit Verdacht auf ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma (SHT) stellen eine besondere Herausforderung in der Notfallaufnahme dar, da sie zahlenmäßig sehr häufig sind, aber nur ein geringer Anteil intrakranielle Verletzungsfolgen aufweist. Übersehene Schädel-Hirn-Verletzungen können allerdings fatale Konsequenzen nach sich ziehen. Wir untersuchten daher im Rahmen einer Metaanalyse die Literatur bezüglich der diagnostischen Genauigkeit der serologischen Protein-S100B-Bestimmung bei erwachsenen Patienten mit Verdacht auf leichtes SHT und einem „Glasgow Coma Score“ von 13–15 Punkten, um intrakranielle Verletzungsfolgen zu erkennen.
Material und Methoden
Mittels systematischer Literaturrecherche sichteten wir die aktuelle wissenschaftliche Literatur. Die Einschlusskriterien erfüllenden Untersuchungen unterzogen wir dem QUADAS-Instrument („quality assessment of studies of diagnostic accuracy included in systematic reviews“) für systematische Literaturübersichten zur Beurteilung der Genauigkeit diagnostischer Studien. Aus den vorliegenden Rohdaten der einzelnen Veröffentlichungen berechneten wir ihre statistischen Maße der diagnostischen Genauigkeit und kombinierten sie in einem Metaanalysenmodell.
Ergebnisse
Aus den insgesamt 76 gefunden Veröffentlichungen erfüllten 8 Untersuchungen die Einschlusskriterien. Alle eingeschlossenen Studien genügten mindestens 50% der QUADAS-Kriterien. Die kombinierten Schätzmaßen für den S100B-Test betrugen für die Sensitivität 94% (95%-KI=88–98%) und für die Spezifität 44% (95%-KI=30–58%). Die Subgruppenanalyse zeigte lediglich für Studien mit unterschiedlichen S100B-Grenzwerten (0,10 vs. >0,10 μg/l) statistisch signifikante Unterschiede. Die kombinierte diagnostische Odds Ratio unter Berücksichtigung der Subgruppen betrug 10,3 (95%-KI=4,2–24,9%).
Schlussfolgerungen
Die serologische Protein-S100B-Bestimmung kann aufgrund ihrer hohen Sensitivität als vorgeschalteter Screeningtest hilfreich sein, Patienten mit erhöhtem Risiko für eine intrakranielle Verletzungsfolge zu identifizieren und einer weiteren Diagnostik zuzuführen.