Erschienen in:
24.05.2019 | Triage | Originalien
Der Berliner Krankenhaus-Sichtungsalgorithmus für den Massenanfall von Verletzten
Entwicklung, Implementierung und Einfluss auf übungsbasierte Sichtungsergebnisse
verfasst von:
PD Dr. med. Christian Kleber, Andre Solarek, Detlef Cwojdzinski, Berlin Sichtungsalgorithmus
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Die Patientensichtung nimmt eine Schlüsselfunktion im Rahmen des erfolgreichen Managements beim Massenanfall von Verletzten ein und dient der korrekten Ressourcenallokation.
Die Analyse unangekündigter Katastrophenschutzübungen in Berliner Krankenhäusern zeigte Probleme der korrekten Einstufung von Patienten in die Sichtungskategorien (SK) mit relevanter Über- und Untertriagierung auf.
Deshalb wurde ein Krankenhaus-Sichtungsalgorithmus entwickelt und nach Vorstellung und Diskussion in der Runde der klinischen Katastrophenschutzbeauftragten der Berliner Krankenhäuser im Jahr 2015 verbindlich eingeführt. Zur Überprüfung der Effekte und zur Validierung des Sichtungsalgorithmus wurde nachfolgende Untersuchung durchgeführt.
Material und Methoden
In dieser prospektiven Observationsstudie wurden alle unangekündigten, durch die Senatsverwaltung initiierten Krankenhausübungen der Jahre 2016/2017 mit 556 Verletztendarstellern bezüglich der durchgeführten Triage ausgewertet und mit den Ergebnissen der Jahre (2010/2011; n = 601) ohne Sichtungsalgorithmus verglichen. Dabei wurden die vorgegebenen Verletzungsmuster und SK bezüglich korrektem Sichtungsergebnis, Spezifität, Sensitivität, „likelihood ratio“ des Algorithmus und signifikanter Unterschiede analysiert.
Ergebnisse
In 15 unangekündigten Katastrophenübungen mit 556 geschminkten Darstellern 2016–2017 wurden 85 % der SK1- (n = 83/98), 63 % der SK2- (n = 100/159) und 87 % der SK3-Kategorie (n = 259/299) korrekt wiedererkannt. Dies entspricht einem signifikant besseren Sichtungsergebnis von 80 %, verglichen zu 63 % 2010/2011. Die Über- und Untertriagierung konnten ebenfalls signifikant gesenkt werden. Der Sichtungsalgorithmus zeigte eine Spezifität und Sensitivität von 97/75 % für SK1 (akute vitale Bedrohung), 86/67 % SK2 (schwer verletzt) und 85/88 % SK3 (leicht verletzt) Patienten.
Diskussion
Zusammenfassend konnten nach Einführung des Berliner Sichtungsalgorithmus eine signifikante Verbesserung der klinischen Sichtungsergebnisse, mit Reduktion der Über- und Untertriagierung, und somit eine erfolgreiche Implementierung und Weiterentwicklung des Algorithmus erzielt werden.