Erschienen in:
01.01.2010 | Originalien
Entscheidend ist, was ankommt
Urologische Leitlinien aus Sicht der Zielgruppe
verfasst von:
Dr. J. Busch, C. Röllig, L. Weißbach, C. Kempkensteffen, S. Hinz, C. Jahnke, M. Schostak, M. Lein, S. Weikert, C. Stephan, S. Deger, G. Ollenschläger, K. Miller, M. Schrader
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 1/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund
Diagnose- und Therapieleitlinien sind ein Ansatz zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Eine umfangreiche Evaluation des klinischen Effekts urologischer Leitlinien (LL) erfolgte bisher nicht. Fragestellung dieser Untersuchung war es, erstmals systematisch die Akzeptanz, das Nutzerverhalten und die Qualität der LL aus Sicht der Zielgruppe zu evaluieren.
Material und Methoden
Über den DGU-E-Mail-Verteiler wurde ein Onlinefragebogen zur LL-Nutzung versandt. Zudem wurden qualitative Unterschiede der deutschen LL für Prostatakarzinome, Blasenkarzinome, Keimzelltumore (KZT), Nierenzellkarzinome und Libido- und Erektionsstörungen erfragt.
Ergebnisse
An der Umfrage nahmen 467 deutsche Urologen teil. LL wurden bundesweit von >90% der Urologen als hilfreich für die Therapiesteuerung angesehen. Als Medium für die LL-Disseminierung bevorzugten 28,4% das Internet und 23,8% die Publikation in der Zeitschrift „Urologe A“. Kritisiert wurde hauptsächlich die mangelnde Aktualität einzelner LL. Die Leitlinie für KZT wurde qualitativ im Vergleich zu den übrigen am besten bewertet und erreichte mit 65,8% den höchsten Nutzungsgrad. Bei KZT befürworteten 40,5% zusätzlich zu den LL die Schaffung von Behandlungszentren, die sie gegenüber dem alleinigen Versorgungsansatz LL für effektiver hielten. Bei anderen Tumorentitäten, insbesondere beim Prostatakarzinom, wurde die LL-Entwicklung gegenüber der Schaffung von Behandlungszentren klar favorisiert.
Schlussfolgerung
Die Mehrheit der deutschen Urologen steht LL positiv gegenüber. LL werden subjektiv bei vielen Therapieentscheidungen berücksichtigt. Bei der Verbreitung und Implementierung von LL sollten die Ergebnisse dieser Untersuchung berücksichtigt werden, um eine zunehmend leitlinienkonforme Behandlung zu erreichen.