Erschienen in:
01.11.2011 | Originalien
Komplikationen bei radikalen retropubischen Prostatektomien anhand der Martin-Kriterien
verfasst von:
B. Löppenberg, J. Noldus, J. Palisaar
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 11/2011
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Zusammenfassung
Hintergrund
2002 definierten Martin et al. 10 Kriterien für eine qualitativ hochwertige Berichterstattung über Komplikationen nach operativen Eingriffen. Nur wenige Publikationen zu Komplikationen nach radikaler retropubischer Prostatektomie erfüllen diese Kriterien.
Patienten und Methode
Zwischen 08/2003 und 06/2010 wurde bei 3172 Patienten mit klinisch lokalisiertem Prostatakarzinom die offene retropubische radikale Prostatektomie durchgeführt. Alle medizinischen und chirurgischen Komplikationen, die sich während des stationären Aufenthalts bis 30 Tage postoperativ ereigneten, wurden retrospektiv nach der Clavien-Dindo-Klassifikation eingeteilt. Potentielle klinische, laborchemische und histopathologische Risikofaktoren für Komplikationen wurden statistisch evaluiert. Alle 10 Martin-Kriterien für eine hochwertige Berichterstattung nach Operationen sind erfüllt.
Ergebnisse
Die Gesamtkomplikationsrate betrug 28,6%. Bei 907 Patienten traten 1069 Komplikationen auf. Davon waren 909 niedriggradige (Grad I–II) und 160 höhergradige (Grad III–V) Komplikationen. 731 Patienten hatten ausschließlich niedriggradige und 89 Patienten ausschließlich höhergradige Komplikationen. Die Mortalität betrug 0,1% (n=4). Höheres Alter [p=0,023; relatives Risiko (RR) 1,049] und eine durchgeführte Lymphadenektomie (p=0,024; RR=1,804) waren in der multivariaten Analyse unabhängige Risikofaktoren für höhergradige Komplikationen.
Schlussfolgerung
Bei der Verwendung eines standardisierten Systems zur Erfassung von postoperativen Komplikationen nach radikaler retropubischer Prostatektomie beobachtet man eine Gesamtkomplikationsrate von 28,6%, wobei die Mehrheit klinisch von geringer Bedeutung ist (85%, Grad-I- bis -II-Komplikationen). Höheres Alter ist ein unabhängiger Risikofaktor für Komplikationen (Grad I–V) nach radikaler Prostatektomie und bleibt somit ein wichtiger Faktor für die Indikationsstellung zur chirurgischen Therapie.