Erschienen in:
01.04.2015 | Frauengesundheit in der Praxis
Juvenile Menometrorrhagie – Pathophysiologie und daraus resultierende therapeutische Optionen
verfasst von:
Prof. Dr. J. Neulen
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Juvenile Menometrorrhagien stellen eine therapeutische Herausforderung dar. Die normale Menstruation tritt alle 24–32 Tage auf, dauert bis zu 7 Tagen und verursacht einen Blutverlust von bis zu 80 ml.
Pathophysiologie
Jugendliche Menometrorrhagien beruhen in der Regel auf endokrinen Pathologien wie z. B. einem Hypogonadismus, einer Hyperprolaktinämie oder monophasischen Zyklen. Das Zeitfenster für eine reine Gestagentherapie schließt sich wenige Tage nach Beginn einer Östrogenmangelblutung. Nur durch Östrogene wird die Produktion angiogener Wachstumsfaktoren und somit die Ausbildung von reifen Gefäßen in der Funktionalis des Endometriums gesteigert. Gestagene verstärken eine Fragilität dieser Gefäße. Die Kontraktion der endometrialen Gefäße wird durch Prostaglandine, Endothelin-1, PTH-rP („parathyreoidea-related protein“) und Enkephalinase reguliert. Steroide und TGF-β regulieren die Produktion dieser vorgenannten Substanzen, PTH-rP und Endothelin-1 sind Gegenspieler. Hohe Phospholipase C Aktivität während einer Menometrorrhagie steigert die Konzentrationen von vasodilatativem Prostaglandin E2.
Therapieoptionen
Beträgt die Blutungsdauer weniger als 14 Tage ohne Hämoglobinverlust, kann die Behandlung mit einer monophasischen Pille ggf. zusammen mit Naproxen 500–1000 mg/d erfolgen. Bei länger bestehender Blutung und/oder Hämoglobinabfall wird oral Tranexamsäure zur Stabilisierung der Fibringerinnsel in einer Dosis von 2000–3000 mg täglich verabreicht. Kann die Blutung in kurzer Zeit nicht beherrscht werden, so ist unter stationärer Überwachung eine Blutstillung mit Sulproston 500 µg auf 500 ml Infusionslösung über 5–6 h i.v. in fast allen Fällen möglich. Zusätzlich sind die oben erwähnten Medikamente einzusetzen. Bei Zyklusstörungen, die auf einer anderen endokrinen Störung beruhen, ist eine kausale Therapie angezeigt. Bei einer Gerinnungsproblematik muss die Behandlung mit einem fachärztlichen Spezialisten abgestimmt werden. In jedem Fall sollte bei stärkerem Blutverlust eine Eisensubstitution oral erfolgen.