Erschienen in:
01.12.2006 | Originalien
Anwendung der Beckenzwinge beim polytraumatisierten Patienten mit instabilem Becken
Modifizierte Technik – Gefahren – Probleme
verfasst von:
PD Dr. A. H. Tiemann, J. Böhme, C. Josten
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 12/2006
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Zusammenfassung
Hintergrund
Instabile Beckenringverletzungen sind häufig mit schweren Blutungen kombiniert. Diese resultieren in 80% der Fälle aus Läsionen des präsakralen Veneplexus sowie der Fraktur selbst. Seltener treten arterielle Blutungen auf. Die von Ganz eingeführte Beckenzwinge kann in derartigen Fällen durch die Stabilisierung des Beckens mit nachfolgender Kompression der Frakturflächen sowie Minimierung des intrapelvinen Volumens zur Verbesserung der Prognose beitragen. Ihre Anwendung ist problemlos in das Schockraummanagement zu integrieren.
Material und Methode
Ziel der Arbeit ist einerseits die Darstellung der eigenen, modifizierten Applikationstechnik der Beckenzwinge in der Notfallsituation im Schockraum nach rein klinischen Kriterien und andererseits die Analyse dabei auftretender Probleme. Zu diesem Zweck wurden die Komplikationen und Probleme von 29 polytraumatisierten Patienten mit instabilen hinteren Beckenringfrakturen in einer retrospektiven Analyse untersucht.
Ergebnisse
Bei 6 Patienten traten insgesamt 8 Komplikationen auf. Hierbei handelte es sich um 2 Pinfehllagen, 2 Überkompressionen der Ossa coxae sowie lokale Wundprobleme in 2 Fällen. Einmal kam es zu einer sekundären Pindislokation. In allen Fällen war die Korrektur der Beckenzwinge möglich, sodass in keinem Fall auf die Notfallstabilisierung verzichtet werden musste. In einem Fall lag eine transiliakale Fraktur vor. Die Stabilisierung des hinteren Beckenrings mit der Beckenzwinge war in diesem Fall nicht möglich. Iatrogene Nervenläsionen durch die Anlage der Beckenzwinge konnten nicht nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen
Die Anlage der Beckenzwinge im Schockraum ohne BV-Kontrolle durch den in der Technik geübten und routinierten Anwender stellt ein sicheres Verfahren zur Notfallstabilisierung der instabilen Beckenfraktur beim polytraumatisierten Patienten dar. Auftretende Probleme lassen sich lösen und zwingen in der Regel nicht zum Verzicht auf diese Technik. Die unmittelbare radiologische Kontrolle der Beckenzwinge (z. B. im Rahmen der Primärdiagnostik im Spiral-CT) ist jedoch unabdingbar.