Erschienen in:
01.11.2009 | Originalien
Histopathologische Diagnose der periprothetischen Gelenkinfektion nach Hüftgelenkersatz
Verwendung eines standardisierten Klassifikationssystems der periprothetischen Interface-Membranen
verfasst von:
Dr. M. Müller, L. Morawietz, O. Hasart, P. Strube, C. Perka, S. Tohtz
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 11/2009
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Unterscheidung zwischen aseptischer und septischer Hüftendoprothesenlockerung ist für therapeutisches Vorgehen und Erfolgsaussicht von grundlegender Bedeutung und erweist sich häufig als diagnostische Herausforderung. Ein wesentlicher Diagnoseparameter ist die histopathologische Klassifikation periprothetischer Lockerungsmembranen. Anhand charakteristischer Gewebestrukturen können Rückschlüsse über Lockerungsursachen gestellt werden. Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe der Konsensusklassifikation den Stellenwert der histopathologischen Gewebeuntersuchung in der Identifizierung von Hüftendoprotheseninfektionen zu untersuchen und nach Möglichkeit als ein Standardverfahren zu etablieren.
Methoden
Es wurden 106 Patienten mit hochgradigem präoperativen Verdacht einer Hüftendoprotheseninfektion einer Revisionsoperation unterzogen. Die Verdachtsdiagnose wurde anhand von anamnestischen, klinischen und radiologischen Auffälligkeiten sowie nach Laboruntersuchungen und Hüftpunktion erhoben. Eine definitive Diagnose ist nach Hinzuziehung eines intraoperativen Keimnachweises und einer histopathologischen Evaluierung entsprechend der Klassifikation der periprothetischen Membranen gestellt worden. Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit wurden anschließend für jeden Untersuchungsparameter berechnet.
Ergebnisse
Bei 92 der 106 Patienten lag nachweislich eine Hüftendoprotheseninfektion vor, wobei in 86 (93,5%) Fällen die Histopathologie korrelierte (69-mal Typ II, 17-mal Typ III). Bei den 14 nichtinfizierten Fällen korrelierte der histopathologische Befund in 13 Fällen (93%; 10-mal Typ I, 3-mal Typ IV). Die Sensitivität lag bei 0,94, die Spezifität bei 0,93 und die Genauigkeit bei 0,93. Mikrobiologischer Keimnachweis und das C-reaktive Protein erwiesen sich ebenfalls als valide Parameter. Klinische radiologische Auffälligkeiten als auch die Hüftpunktion waren weniger sensitiv. Häufigste Erreger waren KNS (n=27) und Staphylococcus aureus (n=21).
Schlussfolgerung
Die histopathologische Begutachtung erweist sich als ein hervorragender Parameter in der Diagnose der periprothetischen Gelenkinfektion und sollte aufgrund hoher Genauigkeit standardmäßig bei jeder Revisionsoperation hinzugezogen werden. Bei allen Gewebeeinsendungen sollte zur Frage einer infektiös bedingten Entzündung Stellung genommen werden und eine Zuordnung der periprothetischen Membran entsprechend der Konsensusklassifikation erfolgen.