Erschienen in:
09.12.2019 | Merkel-Zell-Karzinom | Hauptreferate: Hauptprogramm der DGP
Merkelzellkarzinom
verfasst von:
Prof. Dr. I. Moll
Erschienen in:
Die Pathologie
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Sonderheft 3/2019
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Zusammenfassung
Das Merkelzellkarzinom (MCC) ist ein seltenes, neuroendokrines Karzinom, das wegen ultrastruktureller Gemeinsamkeiten mit der Merkel-Zelle als MCC bezeichnet wird. Die neuroendokrine Merkel-Zelle wurde als Ursprungszelle favorisiert, was jedoch aufgrund ihrer postmitotischen Natur wahrscheinlich nicht zutrifft. Sie entsteht aus einer epidermalen Stammzelle, die auch die Ursprungszelle des Merkelzellkarzinoms darstellen könnte. Andere mögliche Ursprungszellen sind dermale Stammzellen oder Prä-/Pro-B-Zellen. Letztere zeigen mit dem MCC gemeinsam die Expressionen verschiedener Marker (u. a. PAX5).
MCC werden in ca. 80 % der Fälle durch spezielle Integration des Merkelzell-Polyomavirus (MCPyV) in das Genom induziert, in ca. 20 % durch typische UV-induzierte Mutationen in zahlreichen Genen (u. a. TP53, RB1). Histopathologisch ist das MCC ein monomorpher Tumor, der immunhistochemisch durch den Nachweis von CK20 in paranukleären Plaques, von Neurofilamenten und von Chromogranin A diagnostiziert wird. Viruspositive und virusnegative Fälle sind histologisch nicht zu differenzieren.
UV-induzierte und virale Neoantigene bedingen die hohe Immunogenität des MCC. In neuester Zeit wurden PD‑1 und PD-L1 in Tumorzellen und Immunzellen nachgewiesen. Die entsprechenden Checkpoint-Inhibitoren Avelumab und Pembrolizumab sind effektiv in der Therapie und sprechen bei ca. der Hälfte der Fälle unabhängig vom Virusstatus gut an. Disseminierte Tumorzellen (CTCs) sind geeignet für die Verlaufskontrollen. Weitere immunologische und molekulare Studien sind nötig, um individualisierte Therapien, auch für immuninkompetente Patienten zu ermöglichen.