Anzeige
01.06.2004 | Original Article
Die Einbeziehung von Patienten in die Behandlung
Validierung der deutschen PICS-Skalen
Erschienen in: Journal of Public Health | Ausgabe 3/2004
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Die partnerschaftliche Einbeziehung von Patienten in Diagnoseerstellung und Behandlungsentscheidungen gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Unter dem Begriff Shared decision-making konnte in zahlreichen internationalen Studien gezeigt werden, dass Patienten, die sich in ihre Behandlung einbezogen fühlen, zufriedener sind und bessere Ergebnisse erzielen, als jene, die lediglich passiv die Anweisungen des medizinischen Personals befolgen.
Für den deutschsprachigen Raum existiert derzeit noch kein validiertes Messinstrument, um das Konzept des Shared decision-making adäquat zu erfassen. Ziel vorliegender Studie war es daher, ein amerikanisches Instrument zu übersetzen und anhand einer deutschen Stichprobe zu validieren. Die „perceived involvement in care scales“ (PICS) messen die wahrgenommene Einbeziehung von Patienten in die Therapie. Die drei Subskalen der deutschen PICS-Version erfassen die „Patientenaktivierung durch die Ärzte“ (PAA), das „aktive Informationsverhalten des Patienten“ (AIP) und die „Entscheidungsteilnahme des Patienten“ (ETP) aus dessen subjektiver Perspektive. Die auf den Daten einer repräsentativen Befragung von 230 Patienten des Universitätsklinikums zu Köln (131 Männer und 97 Frauen) im Alter von 19 bis 89 Jahren basierende teststatistische Überprüfung zeigt, dass die deutschen PICS reliable, valide und ökonomisch einsetzbare Erhebungsinstrumente darstellen. Lediglich die Plausibilitätstests der dritten Subskala lieferten mit unseren Erwartungen inkonsistente Ergebnisse, die wahrscheinlich auf kulturelle Unterschiede zwischen der Arzt-Patienten-Interaktion in den USA und in Deutschland zurückzuführen sind. Die Entscheidungsteilnahme des Patienten-Skala wurde daher in einer veränderten Fassung an einer Stichprobe von 720 Patienten aus vier Krankenhäusern erneut getestet und erwies sich in dieser Untersuchung ebenfalls als valide. Die mit den PICS erfasste „wahrgenommene Einbeziehung“ erweist sich als weitestgehend unabhängig von soziodemographischen, sozioökonomischen oder krankheitsspezifischen Variablen.