Erschienen in:
14.02.2019 | Magnetresonanztomografie | Kasuistiken
Seltener Fall einer palmaren Diskusluxation nach Handgelenkdistorsion
verfasst von:
Dr. Christopher Kloth, Till Fischborn, Heike Preibsch, Jörg Schmehl
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2019
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Zusammenfassung
Ziel
Ziel unserer Arbeit war die Herausarbeitung von Klinik und Bildbefunden bei Verletzungen des Handgelenks und ulnarseitigen Schmerzen mit Begleitschäden an Discus articularis und dem triangulären fibrokartilaginären Komplex (TFCC).
Material und Methoden
Vorgestellt wird von ein 26-jähriger Patienten, der nach wiederholten Stürzen auf das rechte Handgelenk in der unfallchirurgischen Abteilung unserer Klinik vorstellig wurde. Nach dem aktuellen Sturzereignis wurde er mit persistierenden Schmerzen und Bewegungseinschränkung in Supination vorstellig. In der körperlichen Untersuchung zeigte sich eine Druckschmerzhaftigkeit oberhalb des ulnokarpalen Komplexes. Bei forcierter Pro- und Supination ließen sich jedoch keine Schmerzen am ulnokarpalen Komplex auslösen.
Ergebnisse
Aufgrund des Beschwerdebilds wurde die Verdachtsdiagnose eines TFCC-Schadens geäußert und nachfolgend eine magnetresonanztomographische (MRT-)Untersuchung des Handgelenks durchgeführt. Hierbei demarkierte sich ein bis an das dorsale radioulnare Band reichender TFCC-Schaden mit Beteiligung der dorsalen Aufhängung. Der Diskus imponierte umgeschlagen und luxiert.
Zur weiteren Differenzierung der beschädigten Strukturen wurde ergänzend eine Arthrographie durchgeführt und gadoliniumhaltiges Kontrastmittel in den Gelenkspalt instilliert. Diese Bildgebung ergab das Bild eines Abrisses des Discus triangularis von der dorsalen Aufhängung und ein Umschlagen nach volar.
In der anschließend durchgeführten Arthrotomie wurden durch Bildung eines ulnar gestielten Kapsellappens das Gelenk eröffnet, der luxierte TFCC repositioniert, zentrale ausgefranste und zerrissene Anteile reseziert und geglättet. Anschließend wurde der TFCC mittels zweier 3/0 PDS-U-Nähte refixiert.
Schlussfolgerung
Der ulnarseitige Handgelenkschmerz kann klinisch durch eine Vielzahl an Pathologien bedingt sein, sodass aufgrund der alleinigen Klinik meist keine Diagnose gestellt werden kann und eine Bildgebung erforderlich ist. Zur sicheren Beurteilung von Band- oder Gelenkverletzungen ist allerdings eine MRT erforderlich. Insbesondere zur Beurteilung von TFCC-Verletzungen ist die MRT eine sichere diagnostische Methode. In der Entscheidungsfindung insbesondere bei untypischen Verletzungsmustern sollte neben der konventionellen MRT-Diagnostik auch eine bildgebende Arthrographie direkt oder zusätzlich durchgeführt werden, um bestmögliche Informationen über die anatomischen Gegebenheiten zu erhalten.
Kernaussage
Bei Verletzungen des Handgelenks und ulnarseitigen Schmerzen sollten auch immer Begleitschäden an Discus articularis und dem TFCC berücksichtigt werden und ggf. ausgeschlossen werden.
Eine Dislokation des Diskus am Handgelenk ist eine seltene Traumafolge, sollte aber nach Distorsionen immer in den differenzialdiagnostischen Überlegungen berücksichtigt werden.
Bei nichtkonklusiver MRT-Bildgebung sowie komplexen Verletzungen des Handgelenks oder unklarem Beschwerdemuster kann die MR-Arthrograhie zielführend sein.