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Erschienen in: best practice onkologie 3/2022

14.01.2022 | Praxis- und Klinikmanagement

Mobbing am medizinischen Arbeitsplatz – die juristische Sicht

verfasst von: Prof. Dr. Johannes Heyers, LL.M.

Erschienen in: best practice onkologie | Ausgabe 3/2022

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Auszug

Schon auf dem 100. Deutschen Ärztetag 1997 forderte die Ärzteschaft „die Verantwortlichen in Unternehmen und Betrieben sowie die Kranken- und Rentenversicherungsträger auf, gezielte Maßnahmen gegen Mobbing in der Arbeitswelt zu ergreifen und Institutionen gegen Mobbing zu unterstützen“.1 Dabei hatte der Kongress verschiedenartigste Fälle im Auge, z. B. das Vorenthalten relevanter oder notwendiger Informationen, gezielte Verbreiten unwahrer Tatsachen oder sog. Schlechtmachen. Die im klinischen Alltag auftretenden Fälle sind freilich noch spektraler: Angriffe auf die Möglichkeit sich mitzuteilen, Angriffe auf soziale Beziehungen, Auswirkungen auf das soziale Ansehen, Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation oder Angriffe auf die Gesundheit. Derartige Verhaltensweisen scheinen bedauerlicherweise gleichsam ebenso zum Standardrepertoire zulasten von Menschen zu gehören, die daran psychisch und physisch zugrunde gehen können, wie der Diebstahl geistigen Eigentums (eine besonders an Universitätskliniken verbreitete Form der systematischen Usurpation fremder Forschungsleistungen), sog. Bloßstellen von Kollegen während der Visite, ihr gezieltes Ignorieren, das sog. operative Kaltstellen (Überhäufen mit Diensten) und Demütigen.2
Fußnoten
2
Umfassend in tatsächlicher Hinsicht Flintrop, DÄBl. 2001, A‑742 ff.
 
3
Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament zur Übermittlung der Europäischen Rahmenvereinbarung zu Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz, KOM/2007/0686 endg.
 
4
Thüsing, Europäisches Arbeitsrecht (2008), S. 28 Rn. 74 m. w. N.
 
5
Hierzu kritisch Brose, Realitäten des Mobbing als Grenzerfahrung des Zivilrechts, Jb.Jg.ZivRWiss. 2011, S. 290 ff.
 
6
EuGH, Urt. v. 25.06.2020, C‑570/18 P, Rn. 3.
 
7
BAG, Urt. v. 25.10.2007, 8 AZR 593/06, NZA 2008, 223 ff.
 
8
BAG, Urt. v. 25.10.2007, 8 AZR 593/06, NZA 2008, 223, 226 (das Gericht hat hier auf das betreffende Klinikum als „Betrieb“ abgestellt).
 
9
Bauer/Lingemann/Diller/Haußmann, Anwaltsformularbuch Arbeitsrecht, 7. Aufl. (2021), 3. Rn. 27.
 
10
BAG, Urt. v. 20.06.2013, 8 AZR 280/12, FD-ArbR 2013, 347434.
 
11
BAG, Urt. v. 16.05.2007, 8 AZR 709/06, NZA 2007, 1154 ff.
 
12
BAG, Urt. v. 11.12.2014, 8 AZR 838/13, NJW 2015, 2061 Rn. 18 (das sich in dieser Entscheidung auch mit einer möglichen, aber abgelehnten Verwirkung der Ansprüche aufgrund von Untätigkeit auseinandersetzt).
 
13
BVerfG, Beschl. v. 08.11.2016, 1 BvR 988/15, BeckRS 2016, 55564.
 
14
BVerfG, Beschl. v. 08.11.2016, 1 BvR 988/15, BeckRS 2016, 55564; BAG, Urt. v. 24.03.2011, 2 AZR 674/09, NZA-RR 2012, 243; Reiter/Thoma, BB 2017, 1269, 1271.
 
15
BAG, Urt. v. 29.08.2013, 2 AZR 419/12, NZA 2014, 660; BAG, Urt. v. 24.03.2011, 2 AZR 674/09, NZA-RR 2012, 243.
 
16
Reiter/Thoma, BB 2017, 1269, 1271 f.
 
17
LAG Nürnberg, Urt. v. 13.11.2014, 4 Sa 574/13, BeckRS 2015, 68470.
 
18
ArbG Berlin, Urt. v. 26.03.2014, 54 Ca 3515/13.
 
19
Vgl. hierzu auch den Fallbericht von Frings, Diskriminierungsvorwürfe als Bumerang, s. https://​blog.​wiwo.​de/​management/​2014/​06/​05/​gastbeitrag-arno-frings-diskriminierungs​vorwurfe-als-bumerang/​ (Stand: 09.08.2021).
 
Metadaten
Titel
Mobbing am medizinischen Arbeitsplatz – die juristische Sicht
verfasst von
Prof. Dr. Johannes Heyers, LL.M.
Publikationsdatum
14.01.2022
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
best practice onkologie / Ausgabe 3/2022
Print ISSN: 0946-4565
Elektronische ISSN: 1862-8559
DOI
https://doi.org/10.1007/s11654-021-00359-z

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